Boe baded enni / Boe bedin enni (?)
Wenn man das Verb konjugiert, wüsste ich nicht, wofür man noch ein Reflexiv-Pronomen bräuchte. Meines Erachtens also
boe baded enni oder
boe bedin.
Es ändert sich "müssen" aber das "gehen" bleibt gleich.
Bei deinem Vorschlag wäre es im Sindarin ja dann genau umgekehrt.
In der Tat, aber in Deutsch und Englisch (wie von dir angeführt) haben wir einen ganz anderen Fall vorliegen:
Dort haben wir es mit einem herkömmlichen und voll durchkonjugierbaren Modalverb zu tun, das eigentlich Verb steht im Infinitiv.
Im Sindarin aber ist das Modalverb unpersönlich und somit nicht konjugierbar. Wir haben also wohl garkeine andere Wahl, als die Informationen, die in Englisch und Deutsch per Konjugation an das Modalverb angehängt werden, woanders zu verstauen.
Die Person kann möglicherweise per reflexivem Pronomen angehängt werden (oder mit Namen/Bezeichnung im Dativ,
boe an edhel baded), aber die Zeit kann daran wohl nicht abgelesen werden.
Mglw. jedoch ist vielleicht auch das Gerundium in die verschiedenen Zeitformen zu setzen. Im King's Letter finden wir das Gerundium
tírad, wo natürlich die Möglichkeit besteht, dass es von *
tíra- kommt. Es könnte aber ebenso sein, dass *
tíra nur die Verlaufsform von
tir- ist, und somit
tírad die Verlaufsform des Gerundiums. Das heißt im Klartext:
tirim - we see
tíram - we are seeing
aníram tired - we desire to see
aníram tírad - we desire to be seeing
(anir-/aníra- ist vielleicht der selbe Fall, aber das jetzt mal außenvor.)
Wenn wir also Gerundien sowohl vom Aorist als auch von der Verlaufsform finden (falls es diese Unterscheidung eben gibt), dann wüsste ich nicht, warum dies nicht auch in Präteritum und Futur möglich sein sollte (also *
tirianned, *
tirithad)
Das heißt aber letztlich nur, dass wir möglicherweise auch bei der Umschreibung mit Reflexivpronomen und Gerundium die Zeitform bestimmen können. Es wird aber in beiden Fällen das Modalverb
boe nicht verändert. Das mutet uns zwar komisch an, ist aber wohl von Tolkien absichtlich genau so erdacht, denn das direkte Äquivalent im Quenya ist nicht unpersönlich, im Sindarin haben wir also sogar innerhalb der elbischen Sprachfamilie eine unregelmäßige und vielleicht ungewöhnliche Form vorliegen.
Zusammengefasst sehe ich folgende Möglichkeiten:
boe ammen tired - it is needed for us to see (> "we must see")
boe tirim - it is needed [that] we see (> "we must see")
boe ammen tirianned - it is needed for us to have seen (> "we had to see")
boe tiriannem - it is needed [that] we saw (> "we had to see")
boe ammen tirithed - it is needed for us to be seeing (> "we will have to see")
boe tiritham - it is needed [that] we will see (> "we will have to see")
Ist aber natürlich alles in höchstem Maße spekulativ.