Aran wrote:Wenn das Paar óre/rómen die archaische Aussprache vom "r" symbolisiert, dann wäre dieses schwache "r" dort zu finden, wo man häufig óre findet - am Wortende und vor Konsonanten.
Das glaube ich eben gerade nicht, und dafür sehe ich zwei Hinweise: Einerseits wäre ja dann gar kein eigenes Zeichen für die beiden
r erforderlich gewesen, denn bei jedem hätte man aufgrund seiner Position die Aussprache bereits gewusst; andererseits ist ja im Namen Óre das
r zwischen zwei Vokalen, also gerade nicht am Wortende oder vor Konsonanten. Daher glaube ich, dass die Verteilung der beiden r-Laute ursprünglich eine andere gewesen sein müsste, nämlich eine solche, dass es Wörter hätte geben können, die sich nur darin unterschieden, ob Rómen oder Óre verwendet würde. Nachdem aber der Lautunterschied abgeschafft worden war, bildete sich eine neue Verteilung der beiden r-Zeichen heraus, nämlich eine solche, dass am Wortende und vor Konsonant stets Óre verwendet wurde. Dies hat den Vorteil, dass der Unutixe, der zur Bezeichnung der a-Losigkeit dient, im oft vorkommenden -r im Silbenauslaut gespart werden kann (wie in DTS 55). Letztlich wäre also ganz etwas Ähnliches passiert wie bei der deutschen Unterscheidung von
ss und
ß, wo auch die ursprüngliche Verteilung der beiden verschiedenen Laute nach deren Zusammenfall ersetzt worden ist durch eine andere.
Und damit keine Missverständnisse entstehen: Ich spreche hier selbstverständlich nur von Quenya, denn beim Sindarin ist nichts darüber bekannt, ob es jemals zwei verschiedene r-Laute gegeben hätte, und ausserdem wird in den Königsbriefen Óre nicht wie in den Quenya-Texten vor Konsonant und am Wortende verwendet.