Nach Valmaric möchte ich mal noch eine von Tolkiens vergessenen Schriften ans Licht der Welt holen. In PE15:108-110 gibt es zwei Seiten zu den 'Gnomic Letters', ein Alphabet für Goldogrin. Da ich zufällig ein Goldogrin-Gedicht hatte, habe ich es mal transkribiert, um zu sehen, was herauskommt (Link). Naja, eine Schriftart gibt es dazu nicht, deshalb habe ich es handschriftlich versucht, aber irgendiwie sieht alles, was ich auf dem Papier schreibe viel besser aus, ich weiß auch nicht, warum...
Jedenfalls wäre es auch mal interessant, die Hintergründe der Schrift zu ergründen. Tolkien schreibt in PE15:108 offenbar die Zeichen in ihrer zeitlichen Evolution. Ursprünglich sind alle Striche gerade und die Zeichen nehmen quadratischen Platz ein. Einige sehen stark nach Runen aus und wurden also vermutlich auch geritzt. Die Entwicklung geht dann zu einer kursiven Schrift über, in der ich einige griechische Einflüsse erahnen kann (sieht jemand noch andere?): epsilon, lambda, phi/theta, omega, pi, gamma kann ich da mehr oder minder eindeutig erkennen.
Interessanterweise gibt es da noch eine spätere Schrift für Noldorin, in der auch mein Avatar-Bild verfasst ist (jetzt ist es 'raus) (TI:462-463), die den gnomischen Buchstaben ziemlich ähnlich erscheint (die Buchstaben für /e/ und /o/ sind ähnlich bis identisch). Dort erkenne ich zumindest auch phi, psi, omega, lambda.
Nachdem Sindarin aber nun anscheinend mit Tengwar geschrieben wird, wurde dieser Schriftenzweig von Tolkien ab dem HdR offenbar gänzlich fallen gelassen.
Gnomic Letters
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Das 1. Zeichen in der vorletzten Zeile sieht eigentlich genauso aus wie das Fei der koptischen Schrift, die vom griechischen Alphabet hergeleitet ist.(sieht jemand noch andere?)
Das kreuzförmige Zeichen könnte das Ti genannter Schrift sein, oder aber auch das lateinische t. (Besonders das Kreuz mit dem geschwungenen Boden sieht unserem t sehr sehr ähnlich.)
Das geschlossene kreisförmige Zeichen könnte ohne weiteres als Omikron / O durchgehen.
Das drittletzte Zeichen könnte mit einer Schlaufe unten wie ein kleines Xi aussehen, aber ich weiß nicht ob das nicht schon zu weit hergeholt ist, denn schließlich kann man mit genug Fantasie in jedem Zeichen etwas anderes sehen.
Das steht für /m/ in Goldogrin und ist eigentlich fast identisch zum epsilon, als drittletztes Zeichen in der Übeschrift habe ich es ohne den oberen Startbogen geschrieben (wie Tolkien) - da ist es deutlicher.Das drittletzte Zeichen könnte mit einer Schlaufe unten wie ein kleines Xi aussehen, aber ich weiß nicht ob das nicht schon zu weit hergeholt ist, denn schließlich kann man mit genug Fantasie in jedem Zeichen etwas anderes sehen.
Aber natürlich lassen sich Zeichen, die einfache Kreuze oder Kreise darstellen, mit hoher Wahrscheinlichkeit in anderen Schriftsystemen finden. Es ist auf der anderen Seite auch so, dass sich Tolkien in der Frühphase die menschlichen Sprachen als aus dem Elbischen (genauer gesagt aus verschiedenen Dialekten des Ilkorin) abgeleitet vorgestellt hat, also womöglich auch in ähnlicher Weise die Schriften.
Das ist aus Parma Eldalamberon 15, es sind aber nur 2 Seiten daraus. Eien Übersicht über die weiterentwickelten noldorischen Buchstaben steht hinten im Band 'Treason of Isengard' von HoME.