Ich setze voraus, denjenigen, die ein Sindarin-Sprüchlein wollen, gehe es hauptsächlich darum, etwas Elbisches zu haben.
Wenn wir das genau wissen wollten wuerde das so laufen: Jemand fragt nach einem Satz in Sindarin, geschrieben in Tengwar. Wir erklaeren:
* Sindarin wurde von Tolkien in mehreren verschiedenen Modi geschrieben.
* Es gibt den Modus von Beleriand (wie auf dem Tor von Moria). Hier wissen wir sicher dass Elben ihn verwendet haben.
* Es gibt den Allgemeinen Modus (so aehnlich wie auf dem Ring). Hier koennen wir nicht sicher sagen ob Elben ihn verwendet haben.
* Es gibt zusaetzlich noch Varianten.
Gegeben diese Auswahl, haettet der Fragesteller lieber den Modus von Beleriand oder den Allgemeinen?
Deine Behauptung ist dass die Leute unter diesen Voraussetzungen den Modus von Beleriand waehlen wuerden (Lothenon scheint das auch zu glauben). Diese Vermutung teile ich nicht (meine Erfahrung widerspricht ihr). Die allgemeine Praeferenz fuer Tehtarmodi ist eher empirisch abgesichert (Lothenon kritisiert sie, Aran beobachtet sie, ich beobachte sie) - allerdings sind die Konsequenzen die ich daraus ziehe deutlich weniger drastisch als die die du daraus ziehst.
Genau um das Aufspüren derartiger spitzfinderischer Indizien geht es bei der Tolkienlinguistik, so wie ich sie verstehe, denn ich will die Unterscheidungen Tolkiens erkennen und verstehen und mich möglichst nicht von meinen eigenen Vorlieben leiten lassen.
Nach meinem Verstaendnis gehoeren Fanfic-Uebersetzungen und Tengwar-Tattoos nicht zur Tolkien-Linguistik.
Auch hat Tolkien selbst Tengwar (fuer englische Inschriften, siehe LOTR) Sindarin und Quenya (siehe die christlichen Gebete) deutlich ausserhalb eines Mittelerde-Kontextes gebraucht. Die Sprachen haben eine lange Entwicklungsgeschichte waehrend der die Geschichte von Mittelerde durchaus nicht die gleiche war. Tengwar, Sindarin und Quenya moegen keine Existenz unabhaengig von Tolkien haben, nachgewiesenermassen haben sie allerdings eine unabhaengig von Mittelerde.
Meiner Ansicht nach generalisierst du deine perseonliche Praeferenz fuer einen Modus der storyintern in einem gewisse Kontext tatsaechlich der einzig sinnvolle auf unzulaessige Weise indem du annimmst dass automatisch jeder storyinternen Argumenten folgen muss. Tolkien hat Tengwar, Sindarin und Quenya sehr wohl storyextern verwendet, insofern ist es meiner Ansicht nach irrefuehrend automatisch und in jedem Fall die Gueltigkeit storyinterner Argumente vorauszusetzen. Falls du mit dieser Einschaetzung nicht uebereinstimmst (was ich vermute) wuerde ich dich (mit einem Hinweis auf Punkt 3) und 4) der
Forumsregeln) um Belege fuer deine Ansicht bitten.