Aha, ein wohlüberlegter Deutschmodus; da antworte ich immer gerne und ausführlich!
smuecke wrote:Ich benutze sowohl für v als auch für w das
ampa:
Ich verwende Ampa ausschliesslich für V, schreibe diesen Buchstaben aber nur in orthografischen Modi. In einem phonologischen Modus würde ich hingegen den Laut eines Worts mit V je nach Aussprache entweder wie ein /f/ oder wie ein /ʋ/ schreiben. Im Allgemeinen empfehle ich aber ausdrücklich orthografische Modi, weil man sie benützen kann, ohne dass man zuerst eine phonologische Analyse durchführen muss.
Das W schreibe ich hingegen normalerweise mit Vala.
smuecke wrote:Normalerweise kenne ich die Regel vom Sindarin, Rómen in der Mitte und Óre am Ende von Wörtern zu verwenden. Bei häufigen Vorsilben wie er-, zer-, ver-, her-, vor- usw. nehme ich aber meistens Óre auch im Wort, weil das meinem Gefühl nach zwei Teile sind. Außerdem ist das r bei diesen kleinen Silben ja auch zumeist kein starkes [ʀ] sondern eher ein Halbvokal.
In den englischen Modi (die als Vorbild geeigneter sind, da Deutsch dem Englischen weit mehr ähnelt) gilt ungefähr die Regel Rómen im Silbenanlaut, Óre im Silbenauslaut, oder Rómen für rhotisches [ɹ], Óre für vokalisches [ə]. In diesem Sinn ist auch fürs Deutsche die Regel Rómen im Silbenanlaut, Óre im Silbenauslaut angemessen, oder aber – falls man einen Dialekt mit R-Vokalisierung zu Grunde legt – Rómen für (rhotisches) [ʀ], Óre für vokalisiertes [ɐ].
Die mit Abstand einfachste Lösung dünkt mich übrigens, nur ein einziges R-Zeichen zu verwenden. Für Tehtar-Modi, um die es dir hier zu gehen scheint, ist dies allerdings nicht eben gut belegt. Wir kennen es nur aus den altenglischen Modi von DTS 50 und 51. Da ist dann Óre das einzige R-Zeichen, wohingegen Rómen für W verwendet wird.
smuecke wrote:Für ß nehme ich Esse, für ss dagegen in der Regel Silme mit Unterstrich.
Das ist auch eine interessante Lösung. Ich nehme gewöhnlich Esse für jedes SS (ob ss oder ß), wobei dann allenfalls das Esse, das einem ss entspricht, einen Verdoppelungsstrich erhalten kann, nach der in der deutschen Orthografie üblichen Regel der Konsonantenverdoppelung (nach demselben Prinzip setze ich manchmal auch einen Verdoppelungsstrich unter Calma für TSCH, Harma für SCH oder Hwesta für CH, vgl. auch
deutscher orthografischer Tehtar-Modus, Verdoppelung von CH, NG, PF, SCH, SS, TSCH). Auf alle Fälle verwende ich wie du gewöhnliches Silme für das gewöhnliche S.
smuecke wrote:Was mich am meisten interessieren würde, ist, welche Tehtar Ihr für ä, ö, und ü verwendet.
Ähnlich wie du habe ich bislang den verdoppelten Punkt für Ü verwendet. In Analogie dazu habe ich – wie Per Lindberg in seinen
Tengwar Guides – den verdoppelten Akut für Ö verwendet. Für Ä hingegen habe ich die umgekehrten drei Punkte verwendet, wie Tolkien sie in englischen Modi für Æ verwendet hat.
Allerdings sind nun vor ein paar Monaten neue Tengwar-Texte veröffentlich worden, in denen wir zum ersten Mal eigene Tehtar für Ö und Ü belegt haben (bzw. Œ und Y, vgl.
More DTS proposals from "The History of the Hobbit" and "The Art of the Hobbit"). Dabei handelt es sich um die einfachen Tehtar für O und U kombiniert mit dem Tehta für I (dem einfachen Punkt) – so wie es schon im Begleittext zu den altenglischen Modi erwähnt und aus «prä-feanorischen» Alphabeten bekannt war. Diese Zeichen sind viel besser geeignet für die deutschen Umlaute, da sie deren Umlauthaftigkeit wiedergeben: Historisch gesehen sind es Varianten von O und U, die unter Einfluss von einem folgenden I entstanden.
Etwas unglücklich ist allerdings der Umstand, dass das Zeichen für Ä (bzw. Æ), das diese Zeichen für Ö und Ü begleitet, mir nicht geeignet erscheint, um es für einen Deutschmodus zu empfehlen. Es handelt sich ebenfalls um eine Kombination aus A-Tehta und I-Tehta, jedoch handelt es sich dabei um eine bisher nicht bekannte Variante des A-Tehtas, die aussieht wie ein Brevis-Akzent (˘). Ebendieses Tehta ist bereits bekannt als Y-Tehta, und in dieser Funktion ist es in einem orthografischen Deutschmodus auch erforderlich für Wörter wie
Physik,
Zylinder,
Libyen usw. Ich würde also nach wie vor die Verwendung des bekannten Ä-Tehtas empfehlen, d.h., der drei umgekehrten Punkte.
smuecke wrote:Code: Select all
ei =
eu/äu =
au =
ie =
Man sieht, dass ich auf einen Mischmasch aus phonetischer und orthographischer Transkription zurückgreife.
Immer nach Gefühl.
Ich rate von solchem Mischmasch ab. In Tolkiens Vorbild sehen wir, dass er jeweils entweder eindeutig an die herkömmliche Rechtschreibung sich gehalten hat oder aber eindeutig an die Aussprache. Fürs Deutsche lässt sich das beispielsweise wie folgt umsetzen:
Code: Select all
| orthografisch | phonologisch
------------------------------------
ai/ei | / |
äu/eu | / |
au | |
ie | |
smuecke wrote:Zuletzt noch weitere Konsonantlaute:
Die Verwendung der erweiterten Tengwar-Reihen für Verbindungen mit
-s ist wohl eine interessante Idee. Ich selber verwende diese Reihen allerdings für die Affrikate (/pf/, /ts/ und allenfalls auch /kx/). In den jüngst veröffentlichten Schriften sehen wir sie für Q(u)enya (oder so, aus dem Stegreif bin ich mir gerade nicht sicher) verwendet zur Wiedergabe der Dentalberührung /pt/, /kt/ bzw. den daraus entstandenen Lauten (z.B. /xt/). In Anhang E heisst es, sie würden aspirierte Konsonanten verwendet (was in DTS 10 in der einen Schreibung des Worts
christmas auch belegt ist), oder aber für «other consonantal variations required». Dies dünkt mich der klarste Hinweis darauf, dass je nach Erfordernis unterschiedliche Verwendungen angemessen sind. Daraus ergibt sich, denke ich, die Frage, welche Verwendung denn fürs Deutsche am angemessensten sei, Affrikate oder – wie du vorschlägst – Kombinationen mit
-s? Mich dünken die Affrikate angemessener, weil sie eine sehr charakteristische und geradezu exotische Besonderheit der deutschen Sprache darstellen und deshalb – denke ich – eine besondere Darstellung verdienen.
QU schreibe ich immer als K + Tehta für folgendes W: