Mit Verlaub: Das lateinische Alphabet ist ebensosehr eine Lautschrift. Die Lautschrifthaftigkeit hat überhaupt nichts zu tun mit der Frage nach phonologischer oder orthografischer Rechtschreibung. Das ist leider ein verbreiteter Kategorienfehler.
Das verstehe ich wirklich noch nicht. Wenn ich eine bestimmte lateinische Zeichenfolge nehme, dann wird sie doch beim Sprechen - je nach Herkunft des Sprechers - völlig unterschiedlich interpretiert. Ist das, was mir mit den lateinischen Zeichen machen (also z.B. unsere deutsche bzw. englische Rechtschreibung) nicht auf nationaler Ebene festgelegt, dass in in diesem Land (und nur in diesem Land) möglichst gut zu der vorherrschenden mündlichen Sprache passt. Und es bleiben trotz allem Aussprache-Unterschiede z.B. in den Wörtern "Stern" und "Ostern". Daher
verwenden wir die lateinische Schrift zumindest nicht als Lautschrift, wenn wir deutsche/englische Texte schreiben - aber daraus dann Tengwar transkribieren? (Ok, hat J.R.R.Tolkien wohl so gemacht, ist ein Argument)
Nein. Der wichtigste Quenya-Modus ist laut den Anhängen orthografisch. Allerdings sind die von Tolkien überlieferten Tengwar-Texte phonologisch, also nicht so wie in den Anhängen, sondern so wie – Zufall oder nicht? – in den lateinischen Transkriptionen. Der im Herrn der Ringe vorgestellte Sindarin-Modus, der vermutlich von den Hochelben verwendet wurde (denn er ist aus Eregion überliefert), ist eine Vollschrift.
Oh

ich muss noch viel Lernen. Verstehe gerade echt nur Bahnhof... Dabei wollte ich doch einfach nur ein nettes Geschenk mit einer Aufschrift verzieren ^^
Noriel wrote:Wenn doch für die elbischen Sprachen Sindarin und Quenya sehr viel für phonologische Modi bzw. zu den Lauten der Tengwa und Tehtar überliefert ist, wo ist dann das Problem, dies "korrekt" auf das Englische zu übertragen, ohne dafür die (leider nicht mehr mögliche) ausdrückliche Authorisierung von J.R.R.Tolkien einzuholen?
Das Englische hat zusätzliche Vokale. Hauptproblem ist der Vokal /ʌ/, den du – typisch für deutschen Akzent – ohne viel federlesens als ein A behandelt hast. Wir wissen noch nicht, wie Tolkien diesen Vokal geschrieben hätte. Nur soviel ist mit Sicherheit bekannt, dass er ihn in keiner seiner Schriften wie ein A behandelt hat (vgl. die meisten Bände von PE).
Ja, genau das ist mir bei meinem phonologischen Transkriptionsversuch auch aufgefallen. Da war es dann Abwägung, einen Elben A oder O sprechen zu lassen. Mir ist schon klar, dass der Vokal in "s
unlight" oder in "
until" oder "l
ove" anders klingt als in "b
acking"... und ein O in "
on" oder "
always" ist wieder ein ganz anderes als in "st
ories" ...
Insofern war das ein stückweit meine Willkür, da gebe ich dir recht.
Zum Thema "im Englischen gibt's keine
Auslautverhärtung": Ich hatte versucht, dies zu beherzigen. War das von dir nur ein allgemeiner Hinweis, oder sind dir tatsächliche einzelne Wörter aufgefallen, bei denen ich irrtümlich Auslaute verhärten ließ?
Es ist gut möglich, dass morgen oder in 20 Jahren ein englischer Tengwartext in einem phonologischen Tehtarmodus publiziert wird, der von unseren bisherigen Rekonstruktionsversuchen abweicht. Jegliche Texte, die sich auf diese Rekonstruktionsversuche gestützt haben, sind dann überholt. Bist du bereit, dieses Risiko einzugehen? Falls ja, so würde ich übrigens empfehlen, dass du dich an Måns’ Vorschläge hältst (vgl. insbesondere seinen Beispieltext), und keine eigenen erfindest.
Ach Mist: Gestern habe ich
einmal nicht am Monitor sondern mit ausgedruckten Papier (von Måns Seite) gearbeitet. Hab gar nicht mitbekommen, dass mein Drucker rechts ein paar Beispiele abgeschnitten hat. Wird sofort korrigiert. Allerdings ist mir jetzt überhaupt nicht mehr klar, welche Vokale ich unterschlagen darf und welche nicht
Im Übrigen gelten die bisherigen Empfehlungen (zu NG, Diphthongen, Silme oder den s-Haken) auch für phonologische Umschriften. Übrigens hat das Englische keine deutsche Auslautverhärtung.
Bis auf den s-Haken, bei dem Tolkien explizit erwähnt haben
soll (Quelle hab ich keine! doof), dass man da ganz viele Freiheiten hat, werde ich den Text dahingehend noch mal überarbeiten, wobei ich gerade auf dem Schlauch stehe, worauf du bzgl.
Diphthongen anspielst: Da ich ja jetzt im phonologischen Modus bin, wäre es doch widersinnig, wenn ich mich bei orthographisch gleichen, aber in der Aussprache komplett unterschiedlichen Diphthongen (sound/souls) dazu zwänge, bzgl. orthografischer Vorlage einheitliche Diphthonge zu benutzen. Meintest du das?
NG hatte ich zu beachten versucht... muss ich noch mal checken.
Zum Thema
silme: Du meinst deinen Kommentar, besser
gar kein Silme nuquerna zu verwenden, weil es (möglicherweise) als Spezialzeichen für weiches c verwendet wird? Wenn ich mich jetzt aber an Måns' Beispieltext halten soll, verwendet er im letzten Wort "rest" das umgedrehte silme, und zwar sowohl im orthografischen als auch im phonologischen Modus. Für ein s, nicht für ein c? Also SIND seine Beispieltexte jetzt gut oder schlecht? Ich kann mich halt entweder nur ganz oder gar nicht dran halten, vgl. auch die bereits kritisierte unterschiedliche Schreibung von "deeds".
Von den Modi auf Omniglot ist überhaupt nichts zu halten. Sie sind ebenso frei erfunden wie die Behauptung, es handelte sich um irgendeinen Standard.
Ok, man merkt, dass du sehr sachlich/wissenschaftlich daran gehst. Finde ich zu 90% auch super. Ich wollte nur ein bisschen im Hinterkopf behalten, ob es vielleicht "den einen" Modus gibt, der zwar nicht 100% bei J.R.R.Tolkien belegt, aber dafür "gängige Praxis" ist... soll nicht heißen, dass er dadurch "richtiger" wird. (Mich selbst nervt es ja auch, wenn im Deutschen immer mehr Leute falsch sprechen, so konsoquent, bis diese falschen Wörter und Grammatiken sogar Einzug halten in den vom Blatt abgelesenen Text von ARD-Nachrichtensprechern. Alles schon erlebt, leider...)