Erstmal schön, dass Du das – und Du bist was das betrifft schon irgendwie ein Held für mich – auch nicht gleich so aus dem Ärmel schüttelst! Macht mir Mut.
Schön, dass meine Unfähigkeit Leuten Mut macht

Aber danke für deine Einschätzung
Dennoch nochmals die Bitte um Verständnis, dass es sich etwas hinziehen wird, denn ich habe bald auch noch 10 Tage Urlaub.
Klar doch, ich hab's nicht eilig (und in der nächsten Zeit auch noch einiges zu tun).
Danke zunächst für die Links, aber was Wörterbücher etc. angeht bin ich eigentlich ganz gut ausgerüstet.
finde da allerdings weder das Wort „Loybere“ (welches ich als erstes intuitiv mit einer Art „Beere“ übersetzt hätte) noch „scallen“
Das ist eben die Sache mit der standartisierten Orthographie. Wenn du unter
loubere, löubere sowie
schallen suchst, dürftest du eher fündig werden.
Weitergegoogelt, und hier beim „Minnesänger Wizlaw“ gelandet: Hier steht, dass der Text den Du gepostet hast, die „Jenaer Liederhandschrift in der überlieferten Originalform“ ist. Dazu findet sich eine Übersetzung in die reine Mittelhochdeutschform
Von dieser Seite habe ich ihn direkt übernommen, da ich sie für sehr gewissenhaft halte. Außerdem habe ich eine Photokopie der ersten Strophe gesehen und weiß daher definitiv, dass die Darstellung auf Wizlaw.de originalgetreu ist. Die sog. "reine" MHD-Form (also die standartisierte, die mit Wizlaws (Aus-)Sprache nicht SO viel zu tun hat) ist allerdings wohl besser geeignet, um sich durch die Wörterbücher zu kämpfen, zugegeben...
Ok, zur Übersetzung:
Löubere rîsen
Laub (erhebt sich) wirbelt durch die Luft
Mein Wörterbuch ("Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch" von Beathe Hennig) gibt mir
rîsen primär als "(herab-)fallen, zerfallen, einstürzen"
Bluomen sich wîsen, daz sie sint verdorben al
und die Blumen wissen (?), dass sie sterben müssen.
(wenn sie schon gestorben (verdorben) sind, wissen sie ja nichts mehr, oder? Wink )
Langes
î im MHD entspricht in der Regel modernem
ei, d.h. wir haben es wohl mit
weisen zu tun. Die Blumen "weisen" sich also aus, dass sie alle "verdorben" sind, sprich: sie zeigen (man sieht ihnen an), dass sie verblüht oder eingegangen sind.
manigerhande wurzel sal;
das Heil der Wurzeln (Heilwurzeln) in grosser Zahl
Wie kommst du auf den Aspekt des Heilens? Ich erkenne nur
manigher hande ("mancher Hand", Genitiv?) und natürlich die Wurzel.
Sal kann laut meinem Wörterbuch so verschiedene Dinge bedeuten wie "schmutzig, Schmutz, Saal, Rechtskraft", und nichts will in meinen Augen so richtig passen...
nu ich zuo grîfe,
Nur für mich (zu greifen?)
Hier war ich davon ausgegangen, dass die Vorsilbe sich einfach noch nicht verselbständigt hat, sprich
ich tzuo griphe = "ich greife zu"...
an mîner vrouwen rôter lêr,
gemäss der Lehre der roten Frau?
(gemeint eine Art Maienkönigin/Frühlingsgöttin? Göttin der Liebe, rot = Farbe der Liebe, auch die Rosen)
Also vielleicht: Rosen, die der roten Frau vor die Füsse fallen?
Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen...
mîne vrouwe ist normalerweise eigentlich "meine Herrin", also die edle Dame, der das Lied in platonischer (und absolut geheuchelter) Liebe gewidmet ist. einfach eine "Frau" ist normalerweise ein
wîp...
Was mich eher irritiert ist, dass im Original nicht
mîner sondern
mir steht. Das mag natürlich eine verkürzte Fassung sein, muss es aber nicht unbedingt, denke ich...
Twingt mich diu kulde,
Treibt mich …?
Twingt dürfte gleich "zwingt" sein. Man darf nicht vergessen, dass der Mann ein Muttersprachler des Niederdeutschen war (wo eben die Veränderung von z.B.
tîd > zîd; water > wazzer; dat > daz nicht stattgefunden hat), was sich hier eben gut bemerkbar macht (so viel auch zur "reinen MHD" Form der standartisierten Fassung...

).
Die
kulde ist wohl die "Kälte". Wir haben heute nur noch die Form mit
ä, die direkt vom Wortstamm
kalt kommt (via Althochdeutsch
kalti, schätze ich), aber früher gab es eben auch die abgelautete Form mit
u (von der unsere widerum umgelautete Form "Kühle" noch Zeugnis tragen dürfte).
die sint an ir lîbe geströuwet;
die ihre Liebe verströmen
Der
lîbe dürfte eher dem "Leib" entsprechen (s.
wîsen = "weisen" oben), die "Liebe" ist eher
liep, liebe oder noch viel eher eben
minne. MHD
ströuwen (mit diversen Varianten) ist wohl die Basis unserer modernen "streuen", bedeutet aber eher allgemeiner "hinwerfen, niederwerfen, bedecken,..." und nicht zwangsweise "streuen" (was aber natürlich trotzdem gut sein kann).
Das ist ja an sich schon alles problematisch, aber besonders irritierend finde ich eben
an, wo ich nicht weiß, ob man die Präposition "an" darutner zu verstehen hat, oder ob es für
ân, ôn steht, also für modernes "ohne"...
würbe ich ir hulde,
Würde ich ihr huldigen
Mit "würde" hat das wohl nichts zu tun,
würbe (bzw. bei Wizlaw eigentlich
vvorbe) dürfte Konjunktiv von
werben sein, also "würbe ich" bzw. "wenn ich werben würde". Die
hulde dürfte ein Substantiv zu "hold" sein, also "Huld, Gunst, Wohlwollen, Gnade". Daher meine Interpretation "Würbe ich um ihr Wohlwollen", also frei "wenn ich mich um ihre Gunst bemühen würde".
son’ bedörft’ ich vröuden mêr:
so bedürfte ich keiner Freuden mehr,
Verlockend, aber wo ist das "keiner"?
sus diu minniklîche mich vröuwet.
wie die … mich (er)freuen.
Die "minningliche" dürfte etwa die "minnevolle" sein, also etwas wie die "liebliche Dame", schätze ich.
aller Wurzeln Geruches Speer/Wurspieß
Ob da die Ger inhaltlich reinpasst??