Aran wrote:In Sindarin ist ê auch tatsächlich ein langes, offenes "e", also eben genau wie ein langes deutsches "ä" (was als langer Vokal aber sehr oft geschlossen gesprochen wird, daher das Beispiel "bäh", wo das nicht der Fall sein dürfte), siehe Anhang E: In Sindarin long e, a, o had the same quality as the short vowels. In Quenya dagegen ist langes é geschlossen, wie im Deutschen.
Gewiss, das lange Sindariner
é wird gleich ausgesprochen wie das kurze, aber die Frage ist doch, wie wird denn das kurze ausgesprochen?
In Appendix E heisst es, die Aussprache von kurzem elbischen
e sei «approximately» wie im englischen Wort
were. Dazu muss angemerkt werden, dass es sich hierbei um eine altertümliche Aussprache dieses Worts handelt, als es sich mit
where reimte – heutzutage reimt es sich mit
fur. Hm, ich dachte, diese Information hätte ich aus J. C. Wells Aufsatz
Whatever happened to Received Pronunciation?, aber offenbar habe ich sie doch woanders her, und auf die Schnelle habe ich jetzt keine andere Quelle gefunden.
In RGEO heisst es, kurzes sindarinisches
e könne wiedergegeben werden wie im englischen Wort
bed.
Also entspricht sindarinisches
e in etwa dem Vokal in den englischen Wörtern
where oder
bed. Welcher Vokal ist das nun aber? In der traditionellen IPA-Umschrift der britischen Aussprache wird er als [e] transkribiert, vgl. z.B.
Oxford Advanced Learner’s Dictionary: bed,
Wikipedia: Received Pronunciation oder J. C. Wells Aufsatz
IPA transcription systems for English.
Also ist die Aussprache von sindarinischem langen
é nicht diejenige von deutschem langen
ä. Soweit die kurze Antwort. Es geht aber noch weiter. Gemäss Wells oben genanntem Aufsatz über englische IPA-Transkriptionssysteme ist die britische Aussprache des Vokals von
bet weder [e] noch [ɛ], sondern dazwischen, wenn auch näher bei [ɛ] (siehe Abschnitt
Upton's reforms: for and against). Also ist die Aussprache von langem sindarinischen
é weder [e:] noch [ɛ:], sondern liegt dazwischen. Hier äussert sich ein inhärentes Problem der phonetischen Vokalbezeichnungen: Die Zeichen repräsentieren Idealwerte, aber ihre genaue phonetische Realisierung ist von Sprache zu Sprache verschieden.
Zu untersuchen wäre ferner, ob vielleicht die Aussprache von englisch
bed in älterem britischen Englisch näher bei [e] war als bei [ɛ]. Sollte dies der Fall sein, so wäre es eine plausible Erklärung dafür, dass [e] als traditionelle Umschrift dieses Vokals gilt. Auch lag früher die Aussprache des Vokals von englisch
bat näher bei [ɛ] als heute (vgl. dazu etwa die beiden angegebenen Artikel von Wells) – das könnte darauf hindeuten, dass die Aussprache des Vokal von englisch
bed näher bei [e] gelegen hätte.
Ich denke nun also, da das lange
é des Sindarin weder mit EE noch mit ÄÄ eindeutig identifizierbar ist, so sollte in einem derartigen Zweifelsfall das einfachere Zeichen gewählt werden, nämlich EE.