Plural o > ui

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Roman
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Plural o > ui

Post by Roman »

In PE17 finden sich zwei sehr interessante Plural-Formen:

thôn 'pine', Pl. thuin (Variante thaun, thoen) (PE17:81)
thol 'helmet', Pl. thely, thuil (PE17:188)

Hierbei ist thely wohl eine historische/archaische Form (< *tholui), wie es schon seit Etym bekannt ist, vgl. orch, Pl. orkui > yrchy (VT46:7), rhanc, Pl. rankui > rhengy (RAK-). Gut zu wissen, das sich das erhalten hat.
Jedoch geht es mir hier um o > ui, vergleicht man nämlich die Formen mit anderen Einsilblern, die ein -o- als Stammvokal haben, so findet man:

orch > yrch
orn > yrn
toll > tyll
bór > býr
pôd > py^d
(hier und hier)
torn > tyrn (PE17:116)
thuin bereits in TI:420
dol > duil 'hills' (LR:268)
(bitte ergänzen, falls noch etwas fehlt)

Könnte es also sein, dass solche Wörter mit einem einzigen Endkonsonanten den Plural bevorzugt durch o > ui bilden, wenn aber mehrere Konsonanten folgen, durch o > y? Da passen natürlich bór > býr und pôd > py^d nicht, dabei ist ersteres jedoch schon eine analoge Form statt historischem berein, beren.

Eine genauere Begründung lässt sich historisch angeben. Wir haben nämlich zuerst Hebung:
oCi > uCi
und dann die Möglichkeiten der Vokalmutation uCi > yC oder der Diphthongisierung uCi > uiC. Die Diphthongisierung dürfte generell leichter sein, wenn "C" ein einzelner Konsonant ist, vgl. feng, lelf, perf, rhenc, aber Dein, meil, pein, teil in Etym, wo dasselbe mit -a- passiert.

Oder es kann natürlich sein, dass es sich um eine der vielen zufälligen Variationen handelt, wie auch heruin, heryn 'lady' (PE17:97) und kein richtiges System dahintersteckt. Ich würde aber darauf tippen, dass ui > y in unbetoneter Stellung geschieht, so können auch yrchy, rhengy, gelydh erklärt werden.

In jedem Fall können wir o > ui als Möglichkeit nicht mehr ignorieren, v.a. bleibt duil der einzige attestierte Plural von dol, wie es aussieht.
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Thorsten
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Post by Thorsten »

Könnte es also sein, dass solche Wörter mit einem einzigen Endkonsonanten den Plural bevorzugt durch o > ui bilden, wenn aber mehrere Konsonanten folgen, durch o > y?
Das finde ich recht plausibel was du da schreibst, insbesondere wenn man mit dem Schicksal von a vergleicht.
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Lothenon
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Post by Lothenon »

Also betont Diphthonge a > ei/ai und o > ui, aber vor Cluster oder unbetont verkürzt zu Monophthongen a > e; o > y... das ergibt in meinen Augen absolut Sinn. Und ohne scheinbare Ausnahmen oder analoge Formen wie pŷd oder caint (wenngleich Nasal-Cluster natürlich widerum eine Ausnahme sein könnten) würde dem ganzen sowohl Realismus als auch Tolkien-Charme fehlen, finde ich :)
Und es würde auch Enfeng als Plural von Anfang erklären, wobei wir bei fang somit durchaus *faing erwarten könnten.

Aber verstehe ich das richtig, thôn bildet den Plural thuin und diphthongierter Singular thaun den Plural thoen?
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Roman
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Post by Roman »

Also betont Diphthonge a > ei/ai und o > ui, aber vor Cluster oder unbetont verkürzt zu Monophthongen a > e; o > y...
Aber ai > e findet man eigentlich nicht, wir haben ja lauter Plurale wie edair, edain etc. Vielmehr gibt es eine Auswahl zwischen Diphthongisierung (walisischer Stil) und Vokalmutation (germanischer Stil). Es ist wohl so, dass ui > y rein zufällig eine Überschneidung mit der Vokalmutation o > y bringt.

Dagegen findet man übrigens mehrmals ae > e, so ni(m)phraed > niphred (PE17:55), athae > ath(a)elas (PE17:148) und das ist offenbar gar nicht unbedingt durch fehlende Betonung verursacht und auch nicht dialektisch.
Hierbei ist es interessant, mit Goldogrin zu vergleichen. Dort ist ui > wi unbetont in der letzten Silbe in vielen Beispielen (z.B. culuin/culwin). Nachdem Goldogrin noch kein y kennt, sollte das später als ui > y auftauchen. Aber auch oft ai > e, nicht unbedingt unbetont (z.B. aisc/esc), was später wohl als ae > e auftaucht.
Aber verstehe ich das richtig, thôn bildet den Plural thuin und diphthongierter Singular thaun den Plural thoen?
Ja, wobei das wieder verschiedene Konzeptionen sind: thaun < *thānĕ-, Pl. thoen < thānĭ und thôn, thuin < thŏno oder auch stŏna.
Ailinel
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Post by Ailinel »

(bitte ergänzen, falls noch etwas fehlt)
Ich weiß nicht recht, ob du das hier dabeihaben willst (Bellet hat es anscheinend nicht aufgenommen):
N huin, offenbar Plural von hon (Ety:385).
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