Vergangenheit von gal-

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Heledir
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Vergangenheit von gal-

Post by Heledir »

Hallo,

ich bin gerade dabei, die Vergangenheit von gal- "leuchten" herauszufinden. Allerdings ist mir die Bildung sehr unklar.

Wie verkürzt sich die Verbform? Gibt es da Regeln, nach denen diese Verkürzung stattfindet?

Dann scheint es ja noch die Möglichkeit zu geben, dass das g in der Wortmitte zu ng wird. Das dürfte ja bei gal- funktionieren, weil es (glaube ich) die Wurzel NGAL hat, stimmt das?
Würde es dann zu angol- werden? Dann könnte man es aber leicht mit der ebenfalls so gebildeten Vergangenheit von gala- verwechseln...

Kann mir da jemand weiterhelfen?
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smuecke
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Post by smuecke »

Heledir wrote:Wie verkürzt sich die Verbform? Gibt es da Regeln, nach denen diese Verkürzung stattfindet?
Wieso Verkürzung? Bei Stammverben wird der Stammvokal augmentiert (verstärkt), im Endeffekt wird das Wort also eher länger:
  • tir- beobachtenidir beobachtete
    tol- kommenudul kam
Der Stammvokal (im Falle von gal- wäre das das a) wird als eine Art Vorsilbe dem Verb vorangestellt, der Stammvokal selbst verändert sich nach bestimmten Regeln und es findet außerdem noch weiche Mutation des Verbanlautes statt. Für Genaueres zur Vergangenheitsform, siehe hier.
Heledir wrote:Dann scheint es ja noch die Möglichkeit zu geben, dass das g in der Wortmitte zu ng wird.
Das ist so, wie du richtig gesagt hast, wenn das Wort von einer Wurzel mit NG- abstammt - im Wörterbuch sehe ich darauf nicht direkt einen Hinweis, darum würde ich erstmal nicht davon ausgehen.

Man könnte also annehmen, dass die Vergangenheitsform analog zu gar- besitzen gebildet wird:
  • gar- besitzen → "a-gor" → aur besaß
    gal- leuchten → "a-gol" → aul leuchtete
Dementsprechend aulen ich leuchte, auleg du leuchtest, ...

Falls gal- tatsächlich von einer NG-Wurzel stammt, lägst du mit angol wohl richtig.

Gruß,
smuecke
Heledir
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Post by Heledir »

Ja, normalerweise wird die Vergangenheit so gebildet, wie du es beschrieben hast. Aber auf sindarin.de steht auch noch das: http://sindarin.de/grammatik.shtml#verben_verg_bem
Das müsste doch auf gal- zutreffen, oder habe ich da was falsch verstanden?
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smuecke
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Post by smuecke »

Falls du Punkt 2 unter Bemerkungen meinst: Im Wörterbuch ist gal- nicht explizit aufgeführt als von einer NG-Wurzel abgeleitet. Da steht "unklar, ob Verb oder Wortwurzel" - es könnte also beides sein, NG oder nicht. Wenn man annähme, dass gal- mit (n)galad verwandt ist, könnte man natürlich für (n)gal- argumentieren. Da müsstest du aber dann Belege für finden.
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Roman
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Post by Roman »

Also, der Eintrag lautet vollständig:

ŊAL [ŊGAL], 'shine clear'. S. gal-, rare in Quenya except in old words and names.
Sense is coloured with GALA, grow. S ŋ > ʒ > g.
Cf. galatā-, bright light in S Gil-galad, star of (clear) light. Similarly Q Altariel(le), S Galadriel.
Cf. also uial, Sindarin 'twilight'.
Q yúyal [<] yuy(u)ŋal.

(PE17:169)

Es wird zwar schon NGAL- erwähnt, aber in uial steckt gal, nicht *ngal drin, sodass g einfach wegleniert wird (in den Etymologies taucht uial auch schon auf, und da ist die Wurzel einfach nur GAL-).

Jetzt merke ich aber eine ganz andere Sache: Wir kennen die Ableitung von galad (Gil-galad, Galadriel) aus ñalatā 'radiance, glittering reflection' (PM:347), wobei ñ (= ŋ) für den einfachen velaren Nasal steht, und bisher sind wohl alle davon ausgegangen, dass es in Sindarin wie ein NG-Stamm auftritt. Aber angesichts der oberen Etymologie ŋ > ʒ > g würde das nicht passieren, man würde in Sindarin vielmehr ein einfaches g erhalten.

Ich bin jetzt alle möglichen Quellen auf der Suche nach dem einfachen ŋ durchgegangen und finde keinen Beleg dafür, dass es zwischendurch zu ŋg wird (in natürlichen Sprachen kenne ich auch nur die umgekehrte Entwicklung). In den Comparative Tables verschwindet ŋ- am Wortanfang in Noldorin (PE19:23), verhält sich also auch anders als ŋg-.
Wenn niemand etwas anderes vorbringt, entferne ich also den NG-Status von galad.

Trotzdem ist *angol eine mögliche Vergangenheitsform von gal-, denn diese basiert auf Analogie zu NG-Stämmen, deren g nicht wegleniert wird, sondern in Wortmitte als ng erscheint. Wie ich schon in der Grammatik schreibe, kennen wir keine solche Verben (gal- ist gemäß dem oben gesagten vermutlich auch keines), aber wir stellen uns ja vor, dass wir nur einen Fragment des echten Sindarin vor uns haben. Es braucht auch nicht einmal viele Formen, um eine analogische Entwicklung in Gang zu setzen, z.B. entwickelte sich der deutsche r-Plural + Umlaut aus nur sehr wenigen Wörtern, wo er regelmäßig auftrat (im Neuhochdeutschen ist er nur in "Lamm", "Kalb" und "Ei" historisch).
Mit anderen Worten, gal- hätte dieselbe Vergangenheit wie gala- "wachsen", das macht aber überhaupt nichts.

Nebenbei gesagt, könnte man für "scheinen" auch *cal- aus dem Quasipartizip úgal 'not shining, dark' ableiten.
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