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Einige Versuche in Sindarin

Posted: Thu Apr 19 2007 13:29
by Catharsis
Hallo zusammen


Ich habe für meinen Helden in einem Forum-RPG, das in Mittelerde spielt, einige Namen und Sätze auf Sindarin gebildet. Ich bin nicht gerade ein Experte in der Sprache, drum hätte ich gerne etwas Feedback dazu.

Namen:
Aldannen "ungefallen" (al + dannen) -- hier habe ich bewusst auf die Lenition d -> dh verzichtet, weil Tolkien das auch gelegentlich gemacht hat... Aldhannen klingt halt einfach weniger schön. Hier bin ich vor Allem skeptisch, ob man 1) das Partizip ohne Weiteres als Namen verwenden darf und 2) ob man ein Partizip mit al- negieren darf. Dies ist der Name meines Helden.

Gwinlen "weinsüss" (gwîn + lend) -- seine Angebetete.

Toraglar "überwältigende Pracht" (taur + aglar) -- sein Rivale.

Taerlanc "gerade Klinge" (taer + lanc) -- sein Schwert.

Sprüche:
an i alph -- dan i mhôr "für den Schwan, gegen die Dunkelheit" -- Inschrift auf dem Schwert. Der Schwan symbolisiert seinen Herrn, den Prinzen von Dol Amroth.

aen amath hen beriad a phân i lain a fael "dieser Schild sei ein Schutz für alles, was frei und recht ist" -- Inschrift auf dem Schild. Ich benütze hier aen ohne ein Verb und hoffe, dass damit der Optativ "sei ..." verstanden wird.

Was meint ihr, passt das?

Posted: Thu Apr 19 2007 16:59
by Lothenon
Aldannen "ungefallen" (al + dannen) -- hier habe ich bewusst auf die Lenition d -> dh verzichtet, weil Tolkien das auch gelegentlich gemacht hat...
Lenition in Zusammensetzungen: Ja. Aber lautliche Veränderungen wie die Spirantisierung nach l, r (sprich: Liquid-Mutation), die durch Vorsilben ausgelöst werden, können nicht einfach ausbleiben, so weit ich es beurteilen kann. So oder so bin ich mir nicht sicher, inwieweit al- im späteren Sindarin überhaupt noch existiert (belegt ist es nur im "Noldorin" der 1930er Jahre).
Mein Vorschlag wäre erstmal vorsichtig Údhannen, wenngleich ú- mit Adjektiven(/Partizipien) nicht belegt ist...
Hier bin ich vor Allem skeptisch, ob man 1) das Partizip ohne Weiteres als Namen verwenden darf
Das wohl schon, gerade bei Adjektiven/Partizipien als Namen mangelt es uns da nicht an Beispielen, vgl. Beren, Beleg, Ebœnnyn...
Gwinlen "weinsüss" (gwîn + lend)
"Wein", gwîn, kenne ich nur als rekonstruierte Form aus Goldogrin Dorwinion. Wenn man sich daran nicht stört, spricht meiner Erachtens nichts gegen deine Konstruktion.
Toraglar "überwältigende Pracht" (taur + aglar)
Ja, sieht gut aus.
Taerlanc "gerade Klinge" (taer + lanc)
Die Kombination "Diphthong-Konsonantencluster" (hier aerl) geht ein bisschen schwer über die Lippen. Hier würde ich vielleicht zu einer Verkürzung zu Terlanc raten, angelehnt an Taengyl, Tengyl (< *taina-kollī).
an i alph -- dan i mhôr "für den Schwan, gegen die Dunkelheit" -- Inschrift auf dem Schwert. Der Schwan symbolisiert seinen Herrn, den Prinzen von Dol Amroth.
Klingt sehr gut für mich. Insbesondere die etwas altertümliche Form i mhôr in einer Inschrift macht was her (du könntest aber auch garnicht lenieren, i môr, was bei m durchaus zulässig scheint). In Anlehnung an den Kampfschrei der Dúnedain des ersten Zeitalters ("Lacho calad! Drego morn!") könntest du hier auch morn als Substantiv benutzen.
aen amath hen beriad a phân i lain a fael "dieser Schild sei ein Schutz für alles, was frei und recht ist" -- Inschrift auf dem Schild. Ich benütze hier aen ohne ein Verb und hoffe, dass damit der Optativ "sei ..." verstanden wird.
Diese Benutzung von aen klingt ein bisschen nach Ryszard Derdzinskis "Pater Noster"-Übersetzung. Aus Tolkiens eigener Fassung (die Ryszard noch nicht kennen konnte) wissen wir, dass schlicht no benutzt wird (als Imperativ "for all persons", sprich: Optativ). Ferner würde ich vielleicht beriad durch edraith ersetzen und den belegten Plural pain vorziehen, daher mein Vorschlag:

No i-amath hen edraith a phain i lain a fael

Posted: Fri Apr 20 2007 1:07
by Catharsis
Lothenon wrote:Lenition in Zusammensetzungen: Ja. Aber lautliche Veränderungen wie die Spirantisierung nach l, r (sprich: Liquid-Mutation), die durch Vorsilben ausgelöst werden, können nicht einfach ausbleiben, so weit ich es beurteilen kann.

Ist die Spirantisierung nach l+d -> ldh belegt? Ich find das klanglich sehr wüst, das wär doch ein Grund, Tolkien's Uncouthness-Klausel anzuwenden. :wink:
So oder so bin ich mir nicht sicher, inwieweit al- im späteren Sindarin überhaupt noch existiert (belegt ist es nur im "Noldorin" der 1930er Jahre).
Mein Vorschlag wäre erstmal vorsichtig Údhannen
Was wiederum keinen besonders gefälligen Namen abgibt. :(

Ich denk momentan an Uithann "Evertrue" als Ersatz rum. Oder ganz was anderes: Antedhros < Ant edh-Ross "Geschenk des Regens?" Sehr unkonventionell, ich weiss, aber nicht mehr als Dantilais.
(Taerlanc)
Die Kombination "Diphthong-Konsonantencluster" (hier aerl) geht ein bisschen schwer über die Lippen. Hier würde ich vielleicht zu einer Verkürzung zu Terlanc raten
Mach ich.
Ferner würde ich vielleicht beriad durch edraith ersetzen und den belegten Plural pain vorziehen, daher mein Vorschlag:
Hiswelóke übersetzt edraith als "saving", da ist mir beriad "protecting" lieber. Ein Messias soll er ja nicht gleich sein. Pân ist mir auch lieber als der Plural, weil es sich nicht nur auf Leute, sondern zB auch Länder und Werte beziehen soll. Attestiert muss es von mir aus nicht sein, allgemein akzeptiert reicht mir. Also:

No i-amath hen beriad a-phân i lain a fael!

Posted: Fri Apr 20 2007 6:17
by Maewen
Catharsis wrote:Ist die Spirantisierung nach l+d -> ldh belegt?
Ich finde kein Beispiel dafür, allenfalls eines dagegen (also für deine Variante): guldur, nicht **guldhur.
Antedhros < Ant edh-Ross "Geschenk des Regens?" Sehr unkonventionell, ich weiss, aber nicht mehr als Dantilais.
Oder direkt analog dazu vielleicht Antilas... Okay, vielleicht doch nicht :-)
Hiswelóke übersetzt edraith als "saving"
Im LotR sagt Gandalf naur an edraith ammen "fire for the saving of us", was sich IMO schon auch mit "Schutz" übersetzen lässt, aber du musst letztlich wissen, was dir da eher zusagt.

Posted: Fri Apr 20 2007 7:28
by Thorsten
Aber lautliche Veränderungen wie die Spirantisierung nach l, r (sprich: Liquid-Mutation), die durch Vorsilben ausgelöst werden, können nicht einfach ausbleiben, so weit ich es beurteilen kann.
Die kurze Antwort: Doch, natuerlich koennen sie das. Oft tun sie's sogar. Cf. Thar-bad '*crossway' (LR:392) Thar-gelion '*across Gelion' (LR:392), C(e)irdan 'shipbuilder' (LR:365,390) usw.

Die lange Antwort steht in dem Artikel.

Posted: Fri Apr 20 2007 7:31
by Maewen
Thorsten wrote:C(e)irdan 'shipbuilder' (LR:365,390)
Kommt das nicht von *tan(a)-?

EDIT: Okay, hab gerade nachgeschaut. Ja, es kommt von TAN-.

Posted: Fri Apr 20 2007 7:33
by Thorsten
Ja. Die Antwort ist ja auch nicht auf ld > ldh bezogen.

Posted: Fri Apr 20 2007 7:35
by Maewen
Das meinte ich auch nicht. Ich meinte, dass C(e)irdan kein Argument für aubleibende Lenition bzw. Liquid-Mutation ist, da diese hier vorliegt.
Oder wolltest du auf was ganz anderes hinaus?

Posted: Fri Apr 20 2007 7:39
by Thorsten
Natuerlich ist es ein Argument fuer ausbleibende Liquidmutation die hier definitiv nicht vorliegt - siehe zum Vergleich das ganz aehnliche Barthan 'Aule, Earth-builder' (LR:358,372,390) wo sie zu finden ist.

Posted: Fri Apr 20 2007 7:42
by Maewen
Ach so, ich dachte, es ging ganz allgemein um das Ausbleiben von Mutationen, aber Loth schreibt ja auch nur von "Spirantisierung nach l, r (sprich: Liquid-Mutation)"... okay, alles klar.

Posted: Fri Apr 20 2007 12:29
by Catharsis
So oder so bin ich mir nicht sicher, inwieweit al- im späteren Sindarin überhaupt noch existiert (belegt ist es nur im "Noldorin" der 1930er Jahre).
Gelten solche Wörter nicht als zulässig, bis sie widerlegt worden sind? Es gibt doch schon genug wenige Sindarin-Wörter...

Könnte denn Aldannen ein traditioneller Name aus einer früheren Epoche sein, wo al- noch in Gebrauch war? Im Gegensatz zum gesprochenen Wort darf man sich bei Eigennamen schon eher mal einen Anachronismus leisten... bis jetzt gefällt er mir nämlich immer noch am besten. :wink:

Weitere Vorschläge:

Aeros/Erros < aer + ross "heiliger Regen". Erstere Version gefällt mir sehr gut, Letztere wegen den Allusionen an ein griechisches Göttchen nicht so. :wink:

Celeros < celair + ross "funkelnder Regen".

Dúros < dû + ross "Abendregen"

Hithaldir < hîth + hal- + dîr "Nebel-Heber"?

Posted: Fri Apr 20 2007 14:13
by Thorsten
So oder so bin ich mir nicht sicher, inwieweit al- im späteren Sindarin überhaupt noch existiert
Quenya zur Verneinung existiert offenbar spaeter noch (-> 'Negation in Quenya'), insofern sehe ich keinen Grund anzunehmen dass die gleiche Wurzel im Sindarin abgeschafft wurde.
Könnte denn Aldannen ein traditioneller Name aus einer früheren Epoche sein, wo al- noch in Gebrauch war?
Das Argument war in unserer (externen) Zeitlinie, nicht in der Zeitlinie von Mittelerde. Falls al- nur 1930 Gueltigkeit haette koennte man natuerlich nicht folgern dass es in Mittelerde eine historische Form waere.

Posted: Sat Apr 21 2007 11:41
by Roman
Taerlanc "gerade Klinge" (taer + lanc) -- sein Schwert.
lanc ist der "Nacken", die "Klinge" ist lang :wink:
Gwinlen "weinsüss" (gwîn + lend) -- seine Angebetete.
"Wein", gwîn, kenne ich nur als rekonstruierte Form aus Goldogrin Dorwinion. Wenn man sich daran nicht stört, spricht meiner Erachtens nichts gegen deine Konstruktion.
The wine of Dorwinion ist aus dem 'Hobbit'. ;-) Allerdings ist lend 'tuneful, sweet', d.h. das Wort bezieht sich auf eine "süße" Melodie.
Celeros < celair + ross "funkelnder Regen".
Ich würde ae <-> e nicht unbedingt überstrapazieren und nicht auch noch auf ai erweitern, wenn etwas unproblematisches möglich ist. In dem Fall: *Calros, *Calaros, *Celeiros, *Limros.

Posted: Sat Apr 21 2007 12:57
by Avorninnas
Aran wrote: The wine of Dorwinion ist aus dem 'Hobbit'. ;-)
Kommt auch schon in den Lays of Beleriand vor und in Lost Road.
Aber meines Wissens können wir nicht wirklich zweifelsfrei sagen, was genau damit gemeint ist. Könnte ja auch das Land der "Reben" oder der "Weinberge/-stöcke" anstatt "Land des Weins" sein.
Kommt mir angesichts Dorthonion noch nicht mal unwahrscheinlich vor.

Posted: Sat Apr 21 2007 13:23
by Catharsis
Dass gwîn sich mit dem Welschen Wort für Wein deckt, ist wohl kein Zufall, wie auch zB bei glân.
Aran wrote:lanc ist der "Nacken", die "Klinge" ist lang :wink:
Nun, Hiswelóke's Wörterbuch erwähnt:

lanc* I [lˈɑŋk] n. naked ◇ UT/418

lanc* II [lˈɑŋk] (lhanc) n. throat ◇ Ety/367, X/LH

lanc* III [lˈɑŋk] n. sharp edge (not of tools), sudden end (as a cliff-edge, or the clean edge of things made by hand or built) ◇ VT/42:8

Von dem her heisst lanc wohl eher Kante als Schneide. Wie wärs stattdessen mit Taerang "straight-steel" als Name für ein Langschwert?