Heute hier, morgen dort

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Thalasael Pethgelegas
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Heute hier, morgen dort

Post by Thalasael Pethgelegas »

Morgääääähn...

Aufgrund einer Eingebung (und akuten Schlafstörungen) habe ich gerade versucht,
dieses schöne Lied von Hannes Wader zu übersetzen:
http://www.aggi.de/songs/HEUTEHIE.HTM

(Ich weiß, ich hab's an einigen Stellen SEHR freizügig übersetzt,
gerade mit "sein" hatte ich die allbekannten Probleme und musste auf "na-*" zurückgreifen...)

Was meint Ihr dazu?
Original
angepasst
übersetzt
Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muß ich fort
heute hier, morgen dort, wenn ich hier bin muss ich gehen
sìr sì, aur ennas, ir im sì, boe pada

hab mich niemals deswegen beklagt,
ich klagte nicht aus diesem Grund
ù-garon naerga ed sen talaf

hab' es selbst so gewählt, nie die Jahre gezählt,
ich habe es für mich gewählt, ich zählte nicht die Jahre
ni cilannen an-nin, ù-nediannen idhrinn,

nie nach gestern und morgen gefragt.
ich spreche nicht von Tag-vor-heute und morgen.
ù-pedannen o arad-io-sì ar aur.

Manchmal träume ich schwer, und dann denk' ich, es wär'
Häufig träume ich schwer und ich glaube es ist
rem ni olthon long a estellon i na

Zeit zu bleiben und nun was ganz andres zu tun.
Zeit zu bleiben und nun viele Dinge zu tun
lû na dartha a si laew naid na cara

So vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar,
die Jahre vergehen und ich verstehe lange Zeit
in idhrinn gwanar a henion lû anann

daß nichts bleibt, daß nichts bleibt, wie es war.
es bleibt nicht, bleibt nicht, wie es ist.
den ù-dartha, ù-dartha sui i na



Daß man mich kaum vermißt, schon nach Tagen vergißt,
Man spricht nicht von mir, ich verblasse nach Tagen,
ù-pedar o enni, ni na eraid thinnon

wenn ' ich längst wieder anderswo bin,
wenn ich gegangen bin für lange Zeit,
ir ni bedannen an lû annan

stört und kümmert mich nicht, vielleicht bleibt mein Gesicht
es stört mich nicht, mein Gesicht kann bleiben
ù-presta enni, i thîr-nìn pola dartha

doch dem ein' oder anderen im Sinn.
eine Stimme im Gesang der Völker
min lam i lîr i gwoeth laew

Manchmal träume ich schwer, und dann denk' ich...
Häufig träume ich schwer und ich glaube es ist
rem ni olthon long a estellon i na...


Fragt mich einer, warum ich so bin, bleib ich stumm,
wenn sie begehren zu wissen, warum ich bin wie ich bin
ir anírar ista, amman im sui i na

denn die Antwort darauf fällt mir schwer,
ich spreche nicht, die Antwort fällt schwer,
ù-pedon, i dambeth danna long

denn was neu ist, wird alt, und was gestern noch galt,
das was neu ist, das vergeht, und alle müssen vergehen,
i man na sain, i gwana, a pân boe gwana

stimmt schon heut oder morgen nicht mehr.
das ist wenn (seit) die Zeit begann.
i na ir i lû heriannen

Manchmal träume ich schwer, und dann denk' ich...
Häufig träume ich schwer und ich glaube es ist
rem ni olthon long a estellon i na...
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Eirien
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Post by Eirien »

Ui, da hast du dir ja ein ganz schönes Projekt vorgenommen!
Mal sehen....

>sìr sì, aur ennas, ir im sì, boe pada

Bei aur = 'day, sunlight, morning' können wir leider nicht wissen, ob man es auch im Sinne von 'morgen' (als Adverb) verwenden kann. Vielleicht könnte man es umschreiben mit "am ersten Tag/am zweiten Tag" oder so, wobei das natürlich den Kern der Aussage nicht so wirklich trifft...

>ù-garon naerga

ú-'erin naergon

>ed sen talaf

würde ich rein räumlich verstehen, das geht hier wohl nicht so - vll. besser etwas in Richtung "about these things" = uin naid hin oder so...

>ni cilannen an-nin, ù-nediannen idhrinn,

Ich würde sagen: *cilnin enni

>ù-pedannen

ú-bennen (nicht die Lenition vergessen!)

>rem ni olthon long a estellon i na

*rem ist ja ein theoretischer, abgeleiteter Singular von rim = 'crowd, host, great number', also überhaupt ein Substantiv - ob man das hier so allein im Sinne von 'häufig, oft' verwenden kann? Vll. besser lû laew (oder lui?).

>ni olthon

Wenn du die konjugierte Form des Verbs benutzt, kannst du das ni ja eigentlich weglassen.

>estellon i na

Ob man aus estel überhaupt ein Verb bilden sollte? Vielleicht wäre an dieser Stelle nautha- noch die einfachste Lösung...

>lû na dartha a si laew naid na cara

Das deutsche Infinitiv-'zu' würde ich nicht mit na + Infinitiv übersetzen, sondern lieber das Gerund nehmen, also lû darthad a cared naid laew (oder edwin, frecherweise iSv "anderer, zweiter" bzw. "other = "the second, one of the two")

So weit erst mal dazu - ein kurze Frage noch, bei dir sind alle Akzente "andersherum" ( ` statt ´ ), ist das Absicht?
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Thorsten
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Post by Thorsten »

Bei aur = 'day, sunlight, morning' können wir leider nicht wissen, ob man es auch im Sinne von 'morgen' (als Adverb) verwenden kann.
Im Quenya haben wir seit neuestem noa von ekuva nin kare sa noa 'I may do that tomorrow' (VT49:20) - man macht das also irgendwie mit der passenden Praeposition 'before' (of time) and 'after' (of time) - wobei die Orientierung so ist dass der Elb das Gesicht in die Zukunft richtet, und fuer alles was er da sieht nimmt er eine 'vor' Praeposition und fuer die Vergangenheit eine 'hinter' Praeposition.
Thalasael Pethgelegas
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Re: Heute hier, morgen dort

Post by Thalasael Pethgelegas »

Eirien wrote:Ui, da hast du dir ja ein ganz schönes Projekt vorgenommen!
Mal sehen....
Dankeschön :-D Das härteste war, Formulierungen zu finden,
die in das Melodieschema des Liedes passen,
die Übersetzung konnte ich so gestalten, dass man sie zu 90% problemlos singen kann.
Eirien wrote:>sìr sì, aur ennas, ir im sì, boe pada

Bei aur = 'day, sunlight, morning' können wir leider nicht wissen, ob man es auch im Sinne von 'morgen' (als Adverb) verwenden kann. Vielleicht könnte man es umschreiben mit "am ersten Tag/am zweiten Tag" oder so, wobei das natürlich den Kern der Aussage nicht so wirklich trifft...
Das Problem stellte sich mir auch, ich entschied mich dann für aur,
weil es zumindest grob ins Rythmusschema passte.
Eirien wrote:>ù-garon naerga

ú-'erin naergon
? Wie genau kommt das zu Stande? Da komm ich nicht hinterher...
Eirien wrote:>ed sen talaf

würde ich rein räumlich verstehen, das geht hier wohl nicht so - vll. besser etwas in Richtung "about these things" = uin naid hin oder so...
Mist, eine Silbe zu wenig..... nochmal sehen, was man da quetschen kann...
Eirien wrote:>ni cilannen an-nin, ù-nediannen idhrinn,

Ich würde sagen: *cilnin enni
Ich habe ni cilannen an-nin bewusst genommen, weil es sich einfach wunderbar singen lässt.
Es reimt sich sogar auf idhrinn, was ich besonders schön fand.
Könnte man es nicht auch so verwenden? *hoff*
Eirien wrote:>ù-pedannen

ú-bennen (nicht die Lenition vergessen!)
passt sogar noch besser *freu*

Eirien wrote:>rem ni olthon long a estellon i na

*rem ist ja ein theoretischer, abgeleiteter Singular von rim = 'crowd, host, great number', also überhaupt ein Substantiv - ob man das hier so allein im Sinne von 'häufig, oft' verwenden kann? Vll. besser lû laew (oder lui?).
Gute Frage, Lothenon scheint es so (*rem) zu benutzen, ich fand es auf www.sindarin.de in der Wortliste,
mit der ich gestern Nacht gearbeitet habe.
häufig rem <rim> adj. ♦ Ety/383, X/RH

Eirien wrote:>ni olthon

Wenn du die konjugierte Form des Verbs benutzt, kannst du das ni ja eigentlich weglassen.
Ich habs dennoch verwendet, weil es sich dann angenehmer singt.
Eirien wrote:>estellon i na

Ob man aus estel überhaupt ein Verb bilden sollte? Vielleicht wäre an dieser Stelle nautha- noch die einfachste Lösung...
Sollte vielleicht nicht *schief grins* aber es klingt schön...
Eirien wrote:>lû na dartha a si laew naid na cara

Das deutsche Infinitiv-'zu' würde ich nicht mit na + Infinitiv übersetzen, sondern lieber das Gerund nehmen, also lû darthad a cared naid laew (oder edwin, frecherweise iSv "anderer, zweiter" bzw. "other = "the second, one of the two")
Die zu + Inf. Konstruktion ist (wieder mal) für's Metrum gewählt. *schief grins*
(Sindarin zum Liederschreiben ist echt ne harte Nuss...)
Eirien wrote:So weit erst mal dazu - ein kurze Frage noch, bei dir sind alle Akzente "andersherum" ( ` statt ´ ), ist das Absicht?
Oops... War spät gestern *g*

Danke für die Hilfe, gleich mal implementieren, und schaun ob alles passt...

Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muß ich fort
heute hier, morgen dort, wenn ich hier bin muss ich gehen
sír sí, aur ennas, ir im sí, boe pada

hab mich niemals deswegen beklagt,
ich klagte nicht aus diesem Grund
ú-gerin naergon uin naid hin

hab' es selbst so gewählt, nie die Jahre gezählt,
ich habe es für mich gewählt, ich zählte nicht die Jahre
ni cilannen aním, ú-nediannen idhrinn,

nie nach gestern und morgen gefragt.
ich spreche nicht von Tag-vor-heute und morgen.
ú-bennen o arad-io-sí ar aur.

Manchmal träume ich schwer, und dann denk' ich, es wär'
Häufig träume ich schwer und ich glaube es ist
rem ni olthon long a ni nauthon i na

Zeit zu bleiben und nun was ganz andres zu tun.
Zeit zu bleiben und nun viele Dinge zu tun
lû na dartha a si laew naid na cara

So vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar,
die Jahre vergehen und ich verstehe lange Zeit
in idhrinn gwanar a henion lû anann

daß nichts bleibt, daß nichts bleibt, wie es war.
es bleibt nicht, bleibt nicht, wie es ist.
den ú-dartha, ú-dartha sui i na



Daß man mich kaum vermißt, schon nach Tagen vergißt,
Man spricht nicht von mir, ich verblasse nach Tagen,
ú-pedar o enni, ni na eraid thinnon

wenn ' ich längst wieder anderswo bin,
wenn ich gegangen bin für lange Zeit,
ir ni bedannen an lû annan

stört und kümmert mich nicht, vielleicht bleibt mein Gesicht
es stört mich nicht, mein Gesicht kann bleiben
ú-presta enni, i thîr-nín pola dartha

doch dem ein' oder anderen im Sinn.
eine Stimme im Gesang der Völker
min lam i lîr i gwoeth laew

Manchmal träume ich schwer, und dann denk' ich...
Häufig träume ich schwer und ich glaube es ist
rem ni olthon long a ni nauthon i na...


Fragt mich einer, warum ich so bin, bleib ich stumm,
wenn sie begehren zu wissen, warum ich bin wie ich bin
ir anírar ista, amman im sui i na

denn die Antwort darauf fällt mir schwer,
ich spreche nicht, die Antwort fällt schwer,
ú-pedon, i dambeth danna long

denn was neu ist, wird alt, und was gestern noch galt,
das was neu ist, das vergeht, und alle müssen vergehen,
i man na sain, i gwana, a pân boe gwana

stimmt schon heut oder morgen nicht mehr.
das ist wenn (seit) die Zeit begann.
i na ir i lû heriannen

Manchmal träume ich schwer, und dann denk' ich...
Häufig träume ich schwer und ich glaube es ist
rem ni olthon long a ni nauthon i na...
Sír sí, aur ennas 1.02 :-)
Aber da fehlt bestimmt noch was, ich kenne mein Glück *g*
Last edited by Thalasael Pethgelegas on Mon Aug 20 2007 12:41, edited 1 time in total.
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Eirien
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Post by Eirien »

>>ù-garon naerga
>ú-'erin naergon

Ach du Schreck, das wollte ich ja auch gar nicht sagen.... Ich hätte eigentlich ú-gerin schreiben wollen, "I do not make a lament" (car- + Endung -> i-Umlautung -> cerin

>Ich habe ni cilannen an-nin bewusst genommen

Ja, für *cilannen müsste der Verbstamm dann aber *cila- lauten. Vielleicht tut er das ja, der ist ja, glaube ich, von Q. Essecilmë abgeleitet, oder gibt's da noch irgendwo was für Sindarin Belegtes?
*an-nin dürfte aber gar nicht gehen; wir haben 2 Beispiele belegt: enni = 'to me' und anim = 'for myself', da sollten wir dann auch schon eines von beiden nehmen.

>Sindarin zum Liederschreiben ist echt ne harte Nuss...

Ja, da muss man sich im Prinzip schon für eines entscheiden: Wortlaut oder Metrum (oder gar Reim?)


@Thorsten:

Ah, danke, das ist ja interessant! Jetzt bin ich allerdings schon wieder völlig überfordert, wie wir da etwas für Sindarin herleiten könnten ... :?

Ich sehe gerade, dass es auch mal noa = 'yesterday' gab (dafür hat Helge sich anscheinend entschieden). Diese Datums-Verwirrungen scheint es aber auch im wirklichen Leben zu geben; ich habe mal gelesen, dass die gleiche Wurzel, aus der unser 'gestern' (= 'am anderen Tag, von heute aus gesehen') stammt, sich im Gotischen zu 'gistradagis' entwickelte, aber 'morgen' bedeutete.
Thalasael Pethgelegas
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Post by Thalasael Pethgelegas »

So, ú-gerin und aním integriert, cilannen ist so betrachtet tatsächlich falsch,
der Wortstamm ist cil- und nicht cila-,
aber cilannen passt so verdammt gut rein an der Stelle *seufz*
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Post by Roman »

Ah, danke, das ist ja interessant! Jetzt bin ich allerdings schon wieder völlig überfordert, wie wir da etwas für Sindarin herleiten könnten ...
Es würde wohl *naw ergeben, wenn noa mit NOWO- 'think, form idea, imagine' zu tun hat, wie schon das attestierte naw <-> Q. noa, nó 'conception'. Im QL ist nuo 'tomorrow' von NOWO 'ahead, in front; after, of time, tomorrow' abgeleitet, es passt also so weit.
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Post by Eirien »

Also *naw ni ennas? Klingt für mich irgendwie wie "wenn's mir gerade einfällt" - na gut, wenn das so soll....

Aber weiter im Text:

>in idhrinn gwanar
müsste gwannar heißen

>sui i na
finde ich auf Anhieb nicht wirklich verständlich - könnte man vielleicht sagen: sui na si = "as towards (until) now"? Hm... auch nicht viel besser...

>ú-pedar o enni, ni na eraid thinnon
ú-bedir
Hm, evtl.: pin ú-bedir o nin, o nin ú-'erir rîn

>ir ni bedannen
bennen (oder eher: bódiel) oder padassen (pódiel)

>ú-presta enni
da würde ich eher trasta- nehmen: nin ú-drasta(r)

>thîr-nín pola dartha
Vielleicht könnte man hier mit aen arbeiten: thîr nín darthatha aen

>i gwoeth
gwaith

>ú-pedon
ú-bedin

>danna long
Das wäre körperliches "schweres Herunterfallen", das geht hier wohl nicht so... Vielleicht kann man einfach sagen: i ndambeth norn = "die Antwort ist schwierig"

>i man na sain, i gwana, a pân boe gwana
Uff... mit *na = 'ist' bin ich ja überhaupt nicht glücklich, ist das denn wirklich nötig? Und dann ist man ein Fragewort, kein Relativpronomen.
Gegenvorschlag: boe gwannad naid sain, boe gwannad sui pain (reimt sich ja sogar...)
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