In Gedanken bin ich (immer) bei dir

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Hinata
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In Gedanken bin ich (immer) bei dir

Post by Hinata »

Hi Leute.

Ich will meinem Freund zu unserem vierten Jahrestag ein Armband mit Gravur schenken. Als Gravur hätte ich gerne die Übersetzung der folgenden beiden Sätze:

In Gedanken bin ich (immer) bei dir. In meinen Träumen bist du bei mir.

Es wäre echt super, wenn mir das jemand übersetzen könnte. Denn mit den ganzen Sindarin wörterbüchern komme ich nicht weiter, weil da ja nie irgendwas über grammatik dabei steht...

Schonmal Danke im Voraus :D

Edit von Ithrenwen: Titel angepaßt
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smuecke
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Post by smuecke »

Hallo Hinata!

Wir motivieren immer, zumindest einen ersten eigenen Übersetzungsversuch zu machen - sei es auch nur, dass du passende Vokabelnherraussuchst, ohne dir Gedanken um die Grammatik zu machen.
Falls du gerne mehr über die Grammatik lernen würdest: Eine "hauseigene" Sindarin-Grammatik findest du hier!

Wenn du ein paar Vokabeln herausgesucht hast, können wir zusammen überlegen, wie man daraus eine sinnvolle Übersetzung machen könnte! :)

Gruß,
smuecke
Hinata
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meine bisherigen ergebnisse

Post by Hinata »

Hi :)
Das Problem ist, ich hab ein bisschen Zeitdruck, denn das Armband soll ja zum Jahrestag auch fertig sein.
Trotzdem finde ich deinen Einwand nicht schlecht, erst mal selber zu schauen, was man so raus kriegen kann. Deshalb hier schonmal, was ich so gefunden habe:

"noe" müsste "Gedanken" heißen (also noe ist glaube ich bereits der Plural)
"elei" müssste "Träume" bedeuten (auch bereits Plural)
"en" sollte "ich" heißen, allerdings weiß ich nicht, ob es da vielleicht mehrere Formen gibt, wie zum Beispiel im Japanischen...
"ned" sollte ein Wort für "in", aber ich glaube das wird eher verwendet um zu sagen, dass etwas in einer bestimmten Zeit oder so passiert ist, weniger als örtliche Präpositin, oder? Wie wäre denn da ein "in" im örtlichen Sinn?
und für "immer" setzt man "ui-" als Präfix vor irgendwas... vor das verb?
"mein" heißt nach meiner Recherche "nîn", aber wie ist denn da die Plural Form? Also meinen Träumen?
und für "dein" hab ich "lîn" gefunden, ist aber auch wieder nur Singular.

Das sind soweit quasi die Vokabeln die ich gefunden habe. Da fehlt allerdings ein Wort für "du" und das Verb "sein".

Und dann stellt sich natürlich die Frage nach dem Satzbau. Benutzt man in Sindarin den gleichen Satzbau oder würde man die Satzteile umstellen? Und wie konjugiert man das Verb "sein"?

Bin schon gespannt was du mir dazu sagen kannst und ob ein paar meiner Vermutungen stimmen :)
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Roman
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Post by Roman »

Das mit dem "bei" oder "zusammen" ist in Sindarin etwas schwierig, aber bei Pronomen haben wir zumindest aus Quenya mehrere Belege mit einem Präfix, z.B. astye *'beside you', was zu S. *ascen korrespondieren würde. In PE17:169 findet sich ar- als Präfix, sowohl für Quenya, als auch für Sindarin - das ergäbe *archen.
"noe" müsste "Gedanken" heißen (also noe ist glaube ich bereits der Plural)
Eher *noeth von nauth 'thought'. Naw (Pl. noe) ist 'idea'.
Wie wäre denn da ein "in" im örtlichen Sinn?
Mittlerweile haben wir mi belegt.
und für "immer" setzt man "ui-" als Präfix vor irgendwas... vor das verb?
Man könnte auch uireb verwenden.
"mein" heißt nach meiner Recherche "nîn", aber wie ist denn da die Plural Form?
Die Plural-Form ist dieselbe.
Und wie konjugiert man das Verb "sein"?
Wissen wir nicht genau, aber man lässt es wahrscheinlich ganz aus, zumindest im Präsens (bzw. es wäre erlaubt).

Insgesamt also z.B.: *Mi noeth im (uireb) archen. Min elei nîn ech arnin.
Hinata
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Danke :D

Post by Hinata »

Also erst mal ein dickes Danke für die Hilfe :)

Kann ich mir das dann in etwa so vorstellen, dass man anstatt das Verb sein extra zu benutzen, man quasi "bei jemandem sein" oder mit "jemandem zusammen sein" als eigenes Verb benutzt und das dann entsprechend in eine Zeit setzt oder konjugiert? (Nur damit ich mir das besser vorstellen kann, ich will ja auch ein klein bisschen Sprachverständnis haben :))

Mit dem ersten Satz komm ich dann schon ganz gut klar. Aber was bedeutet das "im"? Ist das dann eine Form von "ich"? Müsste ja, es ist das einzige was fehlt xD

Und dann zu dem zweiten Satz.

Verstehe ich das richtig, dass man das possesiv Pronomen "nîn" hinter das Substantiv "elei" setzt? und "ech arnin" bedeutet dann so ungefähr "du bist bei mir"? (vorausgesetzt, dass da das Verb mit drinsteckt :))
Und "min" ist dann auch ein Wort für "in", oder? Worin genau besteht da der Unterschied zu "mi"?

Sorry für die vielen Fragen... ich hoffe ich gehe euch damit nicht auf den Keks... Aber das ist echt super toll, dass ihr mir so helft :D Danke.

P.S.: Noch eine kurze Nebenfrage. "le melin" bedeutet doch "ich liebe dich", oder?
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Roman
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Post by Roman »

Kann ich mir das dann in etwa so vorstellen, dass man anstatt das Verb sein extra zu benutzen, man quasi "bei jemandem sein" oder mit "jemandem zusammen sein" als eigenes Verb benutzt und das dann entsprechend in eine Zeit setzt oder konjugiert? (Nur damit ich mir das besser vorstellen kann, ich will ja auch ein klein bisschen Sprachverständnis haben Smile)
"Sein" lässt man einfach aus: "Ich bin müde" wird wörtlich zu "Ich müde", "Er ist ein Elb" zu "Er Elb". Wie das in der Vergangenheit und Zukunft aussieht, haben wir leider nicht belegt.
Aber was bedeutet das "im"? Ist das dann eine Form von "ich"?
Ja, es ist ein emphatisches Pronomen, siehe hier.
Verstehe ich das richtig, dass man das possesiv Pronomen "nîn" hinter das Substantiv "elei" setzt?
Ja, Adjektive und Possessivpronomen sind in Sindarin nachgestellt.
und "ech arnin" bedeutet dann so ungefähr "du bist bei mir"? (vorausgesetzt, dass da das Verb mit drinsteckt Smile)
Ja, nur dass da kein Verb drinsteckt.
*Arnin wäre als ein Wort "bei mir". Präpositionen nach Person zu konjugieren ist gerade etwas, was aus keltischen Sprachen gut bekannt ist (siehe z.B. hier) und Sindarin ist inspiriert vom Walisischen. Dennoch haben wir solche komischerweise nur in Quenya belegt, daher ist *arnin eine Vermutung (und deswegen mit dem Stern gekennzeichnet).
Und "min" ist dann auch ein Wort für "in", oder? Worin genau besteht da der Unterschied zu "mi"?
Da steckt noch der Artikel drin, "in den Träumen". Sindarin braucht immer den Artikel zusammen mit einem Possessivpronomen, sofern es sich um ein unbelebtes Objekt handelt: *in elei nîn "meine Träume", wörtlich "die Träume mein". Dasselbe Muster hat man übrigens auch im Walisischen.
Sorry für die vielen Fragen... ich hoffe ich gehe euch damit nicht auf den Keks...
Absolut nicht, wir freuen uns immer, wenn sich jemand für die Sachen interessiert anstatt die Dinge einfach nur zu schlucken und zu verschwinden.
P.S.: Noch eine kurze Nebenfrage. "le melin" bedeutet doch "ich liebe dich", oder?
Le ist ein formales Pronomen, was dem deutschen Siezen entspricht. Geduzt wäre das *gen melin.
Hinata
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Achso

Post by Hinata »

Ah, also wenn man das Verb sein gar nicht benutzt, dann passt man aber doch trotzdem das wort noch entsprechend der Person an. Also wie bei archen und arnin, wovon genau hängt die Endung dann ab?

Ok, die anderen Punkte sind dann soweit klar. Und gen melin wäre dann wohl die richtigere Form :)
________________________________________________________
Und was ist bei der Aussprache zu beachten?

Mehrere Vokale spricht man wahrscheinlich gebunden, denke ich. Und bei "elei" spricht man das "ei" auch nicht wie im deutschen "ai" sondern wie geschrieben "ei" aus, oder?

Dann bleiben noch fraglich:
- das "th" in noeth? Spricht man das als t oder wie das englische "th" oder vielleicht sogar fast wie ein "s" aus?
- das "ch" in archen? Spricht man das wie im Deutschen?
-gibt es wie im italienschen eine Regelung, dass auf einer Silber immer (oder meistens) die Betonung liegt?
-bei uireb, spricht man das eher "uireeb" oder "uirebb" oder "uiräb" aus? :)
- bei melin, eher "meelin" oder "mellin"?

Das ist echt klasse, dass du mir so hilfst :)

EDIT:
Und wie würde man ein Datum schreiben?
Zum Beispiel 19.Mai 2014?
Mai heißt doch Lothron, oder?
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smuecke
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Post by smuecke »

Hinata wrote:Und bei "elei" spricht man das "ei" auch nicht wie im deutschen "ai" sondern wie geschrieben "ei" aus, oder?
Richtig!
Hinata wrote:das "th" in noeth? Spricht man das als t oder wie das englische "th" oder vielleicht sogar fast wie ein "s" aus?
th ist der stimmlose dentale Frikativ, also stimmloses th wie im Englischen (thin, think, aber nicht wie there, weather)
Hinata wrote:das "ch" in archen? Spricht man das wie im Deutschen?
Ja, aber immer wie in Bach, nie wie ich Becher.
Hinata wrote:gibt es wie im italienschen eine Regelung, dass auf einer Silber immer (oder meistens) die Betonung liegt?
Es gibt immer eine betonte Silbe - die genaue Regel dazu weiß ich leider nicht, vielleicht kann Roman die ja auswendig :D
bei uireb, spricht man das eher "uireeb" oder "uirebb" oder "uiräb" aus? bei melin, eher "meelin" oder "mellin"?
Eigentlich weder noch: Es gibt im Sindarin explizit doppelte Konsonanten (z.B. mellon) und akzentuierte Vokale (z.B. aníra), um die jeweilige Hervorhebung und verlängerte Aussprache anzuzeigen. Ansonsten sind alle Phoneme wohl einfach "mittelkurz" auszusprechen ... kann ich nicht so genau beschreiben. Ich würde melin einfach aussprechen, wie ich Melone ausspreche :D (Von der Phonemlänge halt)

Gruß,
Sascha
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Roman
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Post by Roman »

Die Aussprach- und Betoungsregeln sind hier auf der Seite zu finden.

Melin wäre in Lautschrift ['mεlin], d.h. zwei kurze Vokale und [ε] wie im Adverb weg = [vɛk], nicht wie im Substantiv Weg = [ve:k].
Hinata
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Post by Hinata »

Ihr seid echt unglaublich :D
Jetzt kann ich meinem Freund das Armband sogar richtig vorlesen :)

Vielen Dank!

Wisst ihr jetzt noch, wie man das Datum auf Sindarin sagt? :)
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Roman
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Post by Roman »

In Mittelerde sind die Kalender natürlich anders und unterscheiden sich nochmals bei Elben, Dúnedain und Hobbits. Das kannst du im Herr-der-Ringe-Anhang D nachlesen.
Am ähnlichsten zu unserem System ist der Dúnedain-Kalender, der auch von den Hobbits abgewandelt übernommen wurde; mit Jahresanfang zu Mittwinter und 12 Monaten. Dabei stimmt es aber mit unserem System nicht überein, welcher Monat 30 und welcher 31 Tage hat.

Auf Sindarin würde man *erin Lothron lefnui "am 5. Lothron" sagen (man beachte, dass das f in lefnui stimmhaft gesprochen wird).
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