Blicke ins Licht und die Schatten werden hinter dich fallen

Moderator: Moderatoren

Post Reply
Samo
Posts: 2
Joined: Fri Sep 14 2012 21:18

Blicke ins Licht und die Schatten werden hinter dich fallen

Post by Samo »

Schönen guten Abend an alle,

ich muss vorweg wohl erstmal zugeben, dass ich mich eigentlich nicht sonderlich mit Sindarin beschäftige :?
Aber ein Freund von mir hat gefragt, ob ich ihm den Satz aus der Überschrift übersetzen kann. (Er hat es selbst probiert, aber ich studiere Linguistik und verstehe wohl mehr von Grammatik :D)
Hier also nochmal eingebunden der zu übersetzende Satz: Blicke ins Licht und die Schatten werden hinter dich fallen.

Ich habe dann einmal (mehrmals) die Grammatik hier durchforstet und bin auf folgendes Ergebnis gekommen:

"Glintho na 'lawar a dannathor adel chi in gwaith."

Ich würde mich freuen, wenn sich jemand die Zeit nimmt, mir ein paar Denkanstöße zu geben, wenn irgendetwas nicht stimmig sein sollte :)

Unsicher bin ich mir vor allem bei Folgendem:

Heißt "sie werden fallen" dannathor oder dannathar?
Wie lautet eine logische Form von "hinter dich"? Adel zieht ja keinen Fall wie im Deutschen mit sich (hinter dich vs. hinter dir). Wird die Bedeutung bei "adel chi" klar? Außerdem bin ich unsicher ob die Präposition tatsächlich eine Mutation auslöst oder es "adel ci" heißt, oder vielleicht sogar ganz anders...
Für die Schatten finde ich "i waith" und "in gwaith". Da ich zweiteres euphonischer finde, kann ich das auch einfach übernehmen?

Außerdem finde ich für Licht mehrere Wörter (calad, ast, aur) und auch für Schatten (gwath, lum, dae, esgal...) Es gibt dabei sicherlich Nuancen, die mir als Laien nicht ersichtlich sind.

Das wäre es fürs erste. Ich bedanke mich schonmal im Voraus für jegliche Hilfe/Denkanstöße/Erklärungen und wünsche allen ein schönes Wochenende,
Samo
User avatar
Eirien
Moderator
Posts: 2091
Joined: Thu Mar 15 2007 13:23

Post by Eirien »

Hallo Samo,

dein Übersetzungsversuch sieht ja so weit schon richtig gut aus! Mit 100%iger Sicherheit können wir allerdings nicht sagen, wie ein solcher Satz nach Tolkiens Vorstellungen hätte aussehen müssen, was bedeutet, dass man so eine Übersetzung sicherlich zu Übungszwecken oder zum Spaß anfertigen kann, wir aber keine Garantie auf Korrektheit in Tolkiens Sinne geben können. Das sollte man immer im Auge behalten, wenn ein bestimmter Verwendungszweck wie beispielsweise eine Tätowierung dabei im Hintergrund steht.

>Heißt "sie werden fallen" dannathor oder dannathar?

dannathar wäre richtig.

>Adel zieht ja keinen Fall wie im Deutschen mit sich (hinter dich vs. hinter dir). Wird die Bedeutung bei "adel chi" klar?

Anhand der Kontextbeispiele, die wir haben, sieht es so aus, als würden Präpositionen mit Pronomen verschmelzen (wie in den keltischen Sprachen): an + im -> anim, an + ni -> enni oder annin, an + men -> ammen. Ob es diese Formen auch für alle anderen Präpositionen gibt, und wie die dann heißen, wissen wir leider nicht.

>Außerdem bin ich unsicher ob die Präposition tatsächlich eine Mutation auslöst oder es "adel ci" heißt, oder vielleicht sogar ganz anders...

Vermutlich müssten wir hier das Objektpronomen gin nehmen, wenn das l in adel aber Liquidmutation auslöst, könnte es auch adel chin heißen - theoretisch.

>Für die Schatten finde ich "i waith" und "in gwaith". Da ich zweiteres euphonischer finde, kann ich das auch einfach übernehmen?

'die Schatten' (Plural) müsste in gwaith heißen. Die erste Version würde ich als Singularform von gwaith = 'Armee; Region; Volk, ...' verstehen, leniert nach dem Singular-Artikel.

>Außerdem finde ich für Licht mehrere Wörter (calad, ast, aur)

ast könnte man mit der 2. Bedeutung 'Staub' verwechseln, aur kann auch 'Tag' (im Sinne von 'Zeit mit Licht') bedeuten. 'Sonnenschein' würde ich persönlich am ehesten mit glawar übersetzen, ist aber vermutlich Geschmackssache.

>und auch für Schatten (gwath, lum, dae, esgal...)

Das Problem ist, dass Tolkien viele Vokabeln aufgelistet hat, ohne uns dazu einen Kontext anzugeben, und außerdem oft seine Meinung nachträglich wieder geändert hat. So hieß esgal ursprünglich 'veil, screen, cover that hides' und in einer späteren Notiz 'a cast shadow'. In deinem Satz würde aber morchant (wörtlich: 'schwarzer Umriss') vielleicht noch am besten passen?
Samo
Posts: 2
Joined: Fri Sep 14 2012 21:18

Post by Samo »

Erstmal vielen Dank für die Mühe :)

Also kann man festhalten, dass der Satz so hätte aussehen können:

"Glintho na 'lawar a dannathar adel chin i morchaint."
(i morchaint, als "die Schatten" wäre so richtig flektiert, oder?)

Was mich halt noch interessiert ist die Präposition in Verbindung mit Pronomen. Gibt es da irgendetwas drüber zu lesen? In der Grammatik finde ich nichts darüber...

Schönen Sonntag,
Samo
Ailinel
Posts: 1715
Joined: Fri Mar 16 2007 11:53

Post by Ailinel »

Außer den bekannten Kombinationen mit an (annin, enni etc.) gibt es meines Wissens nichts Attestiertes in der Richtung.

Ich persönlich würde nach adel im Zweifelsfall die lenierte Form gin bevorzugen. Das Wort stammt von der Wurzel TELES- und lautete vermutlich in CE *ateles, die letzten Laute verschwanden im Lauf der Entwicklung; das verwandte Wort tele hat noch den Endvokal.

Man könnte also m. E. auch spekulieren, ob nach adel vielleicht Sibilantmutation historisch gerechtfertigt wäre. Wenn man aber betrachtet, in wie vielen vergleichbaren Fällen sich, vermutlich per Analogie, am Ende die Lenition durchsetzt, scheint mir dies auch hier sehr gut möglich bzw. eigentlich wahrscheinlich zu sein.
Post Reply