Gedanken zu systematischen Namensübersetzungen
Posted: Thu Mar 29 2007 18:23
Namensübersetzungen ins Elbische sind ja immer wieder beliebt und auch nicht unbegründet. In seinem Brief an Sam z.B. übersetzt Aragorn dessen Namen und die Namen seiner Kinder und dieser liest sie stolz vor.
Auch sonst findet man einige attestierte Übersetzungen. Was ich versuchen würde, ist die Sache sozusagen mal analytisch anzugehen, d.h. vom attestierten zu schließen, auch um sich nicht bei jeder neuen Übersetzung den Kopf zerbrechen zu müssen.
Das folgende kann vielleicht als eine Art Referenz oder Leitfaden behilflich sein, an vielen Stellen ergänz- und erweiterbar.
Als attestiert findet man nun folgendes:
Goldogrin:
- Faidron, Faithron 'Francis' (GL:33); faith, faidwen 'freedom'
Qenya:
- Serinar, Serindo 'Stephen' (QL:83) < SERE 'twine, tie, bound', serin (d) 'a wreath, crown'
Quenya:
- Eldakar 'Elfhelm' (LotR App.A, TI:276,366, PM:192)
- Eldavel 'Elfwold' (TI:366) - mit 'wold' nicht im Sinne "Wald", sondern "walten", ON Alfvaldr
- Elesser, Elendil 'Ælfwine, Alwin' (NIL-, NDIL-, SER-)
- Herendil 'Audoin, Eadwine, Edwin' (LR:46,264,378, KHER-)
- Valandil 'Godwine, Godwin' (LR:60, VT46:4)
- Eldakan 'Ælfnoþ' (KAN-) ("Alb-mut")
Hieraus kann man schließen:
- Valakar (LotR App.A PM:199,213 etc.) *'Godhelm' - so einen altenglischen Namen gab es tatsächlich
- Eldamir, Qendemir (TI:276,366), später Elessar (SD:128) *'Ælfstan' - auch so einen Namen gab es
entsprechend Noldorin/Sindarin:
- Elendil = Elvellon - falls letzteres als Name gebraucht werden kann
- Eldamir = Eledon - steht vermutlich für Eleðon(d)
- Elessar = Edhelharn
- Iorhael 'Frodo' (SD:129) - den Namen Froði gibt es in Island z.B. immer noch
- Meril 'Rose'
- Eirien 'Daisy'
Einige Namen gab es in Wirklichkeit vielleicht nicht, aber hätte es geben können - die Übersetzungen wirken authentisch:
- Eledwen, Eledhwen 'Elfsheen' (LR:131,276), 'sheen' = "schön"
- Baravorn 'Hamfast' (= "Heim-fest, Heim-bleibend")
Es gibt aber auch phonetische Adaptierungen statt Übersetzungen:
- María (VT43:26-28) 'Maria'
- Hrísto, Hristo 'Christ' (VT44:12) -> S *Rhíst, *Rhist
- Yésus 'Jesus' (VT43:26-27)
- #Elain 'Elaine' aus Dat. Elainen
Für "Christus" wurde auch Elpino (VT44:15-16) als Übersetzung erwogen (vielleicht *"der Auserwählte" < LEP-), jedoch verworfen.
Man sieht also, dass germanische Namen und unter diesen diejenigen, die "Ælf" enthalten, im Übergewicht sind und übersetzt werden, indem die Elemente auf die entsprechenden elbischen Elemente übertragen werden. Hier hat man also die größten Chancen einer sinnvollen Übersetzung.
Man kann also schon mal extrapolieren:
- Germ. Ælf-, Al- = S Eledh-, El-, Q Elda-, Elen-
- Germ. Ead-, Ed- = S *Heren-, Q Heren-
- Germ. Gott-, God- = S Balan-, Rodon- (?), Q Vala-
- Germ. Ham- = S Bar(a)-, Q *Mar-
- Germ. -wine, -win, Griech. phil = S -nnil, Q -ndil (masc.), -ndilme (fem.)
- Germ. -noþ = S -gon, Q -kan
- Germ. -wis, -weis -vis = S -hael, Q *-sail
- Germ. -helm = S *-dol, *-thol (?), Q -kar
- Germ. -stan, -sten = S -harn, Q -sar; früher: S -(g)on, Q -mir
- Germ. wold, walt, wald, wal = S *bel, Q vel
Für S -nnil siehe Finrods Beinamen Edennil 'Friend of Men' (MR:306), was aber offenbar eine Adaptierung von Q Atandil ist.
Tolkien gibt die Formen gleich leniert an, z.B. -gon statt -con. Das ist vermutlich als analoge Entwicklung oder generalisierend zu sehen - die Elemente werden durchweg leniert und nicht anders mutiert, damit sie stets erkennbar bleiben.
Ein zusätzliches Problem: KAN- 'dare' erzeugt in den Etymologies Wörter für "Mut, mutig", doch das wurde wohl uminterpretiert, sodass KAN- später 'cry, call aloud', Q káno 'commander' heißt (Silm, PM:361-362). Jedoch bleibt für "Mut" ja noch BER-.
Dann kann man rekonstruieren:
- Germ. -wart, -ward, -urð = S -dir(n), Q -tir ("bewachen, Ausschau halten, erwarten" - Engl. warden, Dt. warten etc.)
- Germ. -mund = S bar, Q var
- Germ. -rik, -rich = S -hir, Q -her (siehe Ostoher, Barahir) oder S -ar (siehe Gwaewar 'the Windlord' (TI:134, LR:301), Rohar (WR:137)) oder S -dor, Q -tar (wie in Sorontar, Thorondor 'King of Eagles')
- Germ. Sig-, Sieg-, Gr. Nik-, Lat. Vikt- = S,Q Tur- (in QL:95 steht: Turamarto: cp. Sigurðr)
- Germ. fried, frid, fred = S sedh, sidh (?), Q ser, sen(da) (?)
- Germ. Adal-, Edel- = Q,S Ar-
- Germ. Volk-, Theod-, Diet- = S Gwaith-, Q Lie- (?), vielleicht auch Q/S -nos, nost- oder noss-
- Germ. hart, hard = S tara, tar-, Q tarya (?)
- Germ. -muot, -mut = S -in, Q -indo (vgl. Túrin, Túrindo 'victory-mood' (TUR-))
- Germ. bert, brecht = S,Q cal
- Germ. -mann, -man = S -dir, Q ner- (vgl. Nerwen (UT:456))
Öfters kommen in germanischen Namne auch Götter vor, aber auch dann ist es nicht immer aussichtslos. Einen wertvollen Kommentar gibt es in den 'Lost Tales', wo Eriol (Ælfwine) den Elben von seinen Göttern erzählt. Diese identifizieren Odin mit Manwe; Thor mit Tulkas und Tyr (Kriegsgott) können sie nicht zuordnen.
Und die Valar kommen in Quenya-Namen vor, z.B. Aulendil, Manwendil, Oromendil (UT:210).
Und schließlich besteht die große Kunst darin, das alles für die anderen Namen passend zusammenzubasteln. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit (kann beliebig erweitert werden):
Alfweis, Elvis = S *Elhael, *Elethael, Q *Elessail, *Eldasail
Eadwart, Edwart, Eduard = S *Herenvar, Q *Here(n)var, *Herembar (?)
Eadmund, Edmund = S *Herendir(n), Q *Herentir
Dietrich, Dirk, Theoderich = S *Gwaithir, Q *Nostoher
Sigmund = S *Turvar, Q *Turuvar (?)
Philipp = Q *Roccondil, S *Rechennil, *Rochennil, *Rochonnil
Alexander = Q *Atanavar, *Varatan (vgl. Atanamir UT:221), S *Adan(a)var, *Baradan
Berthold = S,Q *Calavel
Walther, Walter = S *Rimbel, *Hothvel, *Belhoth, Q *Rimbevel
Gab's das ganze nicht schon? Gab es - ja:
http://www.uib.no/People/hnohf/elfnam.htm
http://www.elvish.org/elm/names/e.html
Aber:
Es wurde alles wortweise, nicht elementenweise übersetzt. Das gibt zum Teil viele Überschneidungen, z.B. verschmelzen mund und wart. Außerdem läuft es attestiertem Matierial zuwider - z.B. ist Fauskangers Übersetzung von "Walter" Q Rimbecáno, was an sich plausibel ist, jedoch übersetzt Tolkien walt, wold eben mit Q vel (vgl. PIE *wal- 'to be strong, to rule' mit BEL- 'strong' in Etym). Lapseparma übersetzt helm mit Q -cas, in Deklinationen -casso, -casse, obwohl Tolkien hier einfach -car benutzt, d.h. offenbar einfach den Stamm KAS- 'head'. Genauso benutzt Tolkien als Übertragung von 'God' eben Vala und nicht Eru.
Es gibt auch ständig Tendenzen, Täter-Suffixe an die Namen zu hängen. Doch diese finden sich in der Regel weder bei den Originalnamen, noch in den attestierten Übersetzungen Tolkiens (nicht **Iorhaelon, **Eldaveldo etc.), sondern nur in den Bedeutungserklärungen. Deshalb finde ich es fragwürdig, dass z.B. der "Beschützer" *-varno sein muss anstatt einfach -var. Solche Suffixe scheint es bei Tolkien wohl eher bei Wörtern zu geben, die aus einzelnen Adjektiven abgeleitet sind: Ancalimon, Ancalime, Sauron etc. und dienen in Quenya noch nebenbei der Geschlechterunterscheidung.
Auch sonst findet man einige attestierte Übersetzungen. Was ich versuchen würde, ist die Sache sozusagen mal analytisch anzugehen, d.h. vom attestierten zu schließen, auch um sich nicht bei jeder neuen Übersetzung den Kopf zerbrechen zu müssen.
Das folgende kann vielleicht als eine Art Referenz oder Leitfaden behilflich sein, an vielen Stellen ergänz- und erweiterbar.
Als attestiert findet man nun folgendes:
Goldogrin:
- Faidron, Faithron 'Francis' (GL:33); faith, faidwen 'freedom'
Qenya:
- Serinar, Serindo 'Stephen' (QL:83) < SERE 'twine, tie, bound', serin (d) 'a wreath, crown'
Quenya:
- Eldakar 'Elfhelm' (LotR App.A, TI:276,366, PM:192)
- Eldavel 'Elfwold' (TI:366) - mit 'wold' nicht im Sinne "Wald", sondern "walten", ON Alfvaldr
- Elesser, Elendil 'Ælfwine, Alwin' (NIL-, NDIL-, SER-)
- Herendil 'Audoin, Eadwine, Edwin' (LR:46,264,378, KHER-)
- Valandil 'Godwine, Godwin' (LR:60, VT46:4)
- Eldakan 'Ælfnoþ' (KAN-) ("Alb-mut")
Hieraus kann man schließen:
- Valakar (LotR App.A PM:199,213 etc.) *'Godhelm' - so einen altenglischen Namen gab es tatsächlich
- Eldamir, Qendemir (TI:276,366), später Elessar (SD:128) *'Ælfstan' - auch so einen Namen gab es
entsprechend Noldorin/Sindarin:
- Elendil = Elvellon - falls letzteres als Name gebraucht werden kann
- Eldamir = Eledon - steht vermutlich für Eleðon(d)
- Elessar = Edhelharn
- Iorhael 'Frodo' (SD:129) - den Namen Froði gibt es in Island z.B. immer noch
- Meril 'Rose'
- Eirien 'Daisy'
Einige Namen gab es in Wirklichkeit vielleicht nicht, aber hätte es geben können - die Übersetzungen wirken authentisch:
- Eledwen, Eledhwen 'Elfsheen' (LR:131,276), 'sheen' = "schön"
- Baravorn 'Hamfast' (= "Heim-fest, Heim-bleibend")
Es gibt aber auch phonetische Adaptierungen statt Übersetzungen:
- María (VT43:26-28) 'Maria'
- Hrísto, Hristo 'Christ' (VT44:12) -> S *Rhíst, *Rhist
- Yésus 'Jesus' (VT43:26-27)
- #Elain 'Elaine' aus Dat. Elainen
Für "Christus" wurde auch Elpino (VT44:15-16) als Übersetzung erwogen (vielleicht *"der Auserwählte" < LEP-), jedoch verworfen.
Man sieht also, dass germanische Namen und unter diesen diejenigen, die "Ælf" enthalten, im Übergewicht sind und übersetzt werden, indem die Elemente auf die entsprechenden elbischen Elemente übertragen werden. Hier hat man also die größten Chancen einer sinnvollen Übersetzung.
Man kann also schon mal extrapolieren:
- Germ. Ælf-, Al- = S Eledh-, El-, Q Elda-, Elen-
- Germ. Ead-, Ed- = S *Heren-, Q Heren-
- Germ. Gott-, God- = S Balan-, Rodon- (?), Q Vala-
- Germ. Ham- = S Bar(a)-, Q *Mar-
- Germ. -wine, -win, Griech. phil = S -nnil, Q -ndil (masc.), -ndilme (fem.)
- Germ. -noþ = S -gon, Q -kan
- Germ. -wis, -weis -vis = S -hael, Q *-sail
- Germ. -helm = S *-dol, *-thol (?), Q -kar
- Germ. -stan, -sten = S -harn, Q -sar; früher: S -(g)on, Q -mir
- Germ. wold, walt, wald, wal = S *bel, Q vel
Für S -nnil siehe Finrods Beinamen Edennil 'Friend of Men' (MR:306), was aber offenbar eine Adaptierung von Q Atandil ist.
Tolkien gibt die Formen gleich leniert an, z.B. -gon statt -con. Das ist vermutlich als analoge Entwicklung oder generalisierend zu sehen - die Elemente werden durchweg leniert und nicht anders mutiert, damit sie stets erkennbar bleiben.
Ein zusätzliches Problem: KAN- 'dare' erzeugt in den Etymologies Wörter für "Mut, mutig", doch das wurde wohl uminterpretiert, sodass KAN- später 'cry, call aloud', Q káno 'commander' heißt (Silm, PM:361-362). Jedoch bleibt für "Mut" ja noch BER-.
Dann kann man rekonstruieren:
- Germ. -wart, -ward, -urð = S -dir(n), Q -tir ("bewachen, Ausschau halten, erwarten" - Engl. warden, Dt. warten etc.)
- Germ. -mund = S bar, Q var
- Germ. -rik, -rich = S -hir, Q -her (siehe Ostoher, Barahir) oder S -ar (siehe Gwaewar 'the Windlord' (TI:134, LR:301), Rohar (WR:137)) oder S -dor, Q -tar (wie in Sorontar, Thorondor 'King of Eagles')
- Germ. Sig-, Sieg-, Gr. Nik-, Lat. Vikt- = S,Q Tur- (in QL:95 steht: Turamarto: cp. Sigurðr)
- Germ. fried, frid, fred = S sedh, sidh (?), Q ser, sen(da) (?)
- Germ. Adal-, Edel- = Q,S Ar-
- Germ. Volk-, Theod-, Diet- = S Gwaith-, Q Lie- (?), vielleicht auch Q/S -nos, nost- oder noss-
- Germ. hart, hard = S tara, tar-, Q tarya (?)
- Germ. -muot, -mut = S -in, Q -indo (vgl. Túrin, Túrindo 'victory-mood' (TUR-))
- Germ. bert, brecht = S,Q cal
- Germ. -mann, -man = S -dir, Q ner- (vgl. Nerwen (UT:456))
Öfters kommen in germanischen Namne auch Götter vor, aber auch dann ist es nicht immer aussichtslos. Einen wertvollen Kommentar gibt es in den 'Lost Tales', wo Eriol (Ælfwine) den Elben von seinen Göttern erzählt. Diese identifizieren Odin mit Manwe; Thor mit Tulkas und Tyr (Kriegsgott) können sie nicht zuordnen.
Und die Valar kommen in Quenya-Namen vor, z.B. Aulendil, Manwendil, Oromendil (UT:210).
Und schließlich besteht die große Kunst darin, das alles für die anderen Namen passend zusammenzubasteln. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit (kann beliebig erweitert werden):
Alfweis, Elvis = S *Elhael, *Elethael, Q *Elessail, *Eldasail
Eadwart, Edwart, Eduard = S *Herenvar, Q *Here(n)var, *Herembar (?)
Eadmund, Edmund = S *Herendir(n), Q *Herentir
Dietrich, Dirk, Theoderich = S *Gwaithir, Q *Nostoher
Sigmund = S *Turvar, Q *Turuvar (?)
Philipp = Q *Roccondil, S *Rechennil, *Rochennil, *Rochonnil
Alexander = Q *Atanavar, *Varatan (vgl. Atanamir UT:221), S *Adan(a)var, *Baradan
Berthold = S,Q *Calavel
Walther, Walter = S *Rimbel, *Hothvel, *Belhoth, Q *Rimbevel
Gab's das ganze nicht schon? Gab es - ja:
http://www.uib.no/People/hnohf/elfnam.htm
http://www.elvish.org/elm/names/e.html
Aber:
Es wurde alles wortweise, nicht elementenweise übersetzt. Das gibt zum Teil viele Überschneidungen, z.B. verschmelzen mund und wart. Außerdem läuft es attestiertem Matierial zuwider - z.B. ist Fauskangers Übersetzung von "Walter" Q Rimbecáno, was an sich plausibel ist, jedoch übersetzt Tolkien walt, wold eben mit Q vel (vgl. PIE *wal- 'to be strong, to rule' mit BEL- 'strong' in Etym). Lapseparma übersetzt helm mit Q -cas, in Deklinationen -casso, -casse, obwohl Tolkien hier einfach -car benutzt, d.h. offenbar einfach den Stamm KAS- 'head'. Genauso benutzt Tolkien als Übertragung von 'God' eben Vala und nicht Eru.
Es gibt auch ständig Tendenzen, Täter-Suffixe an die Namen zu hängen. Doch diese finden sich in der Regel weder bei den Originalnamen, noch in den attestierten Übersetzungen Tolkiens (nicht **Iorhaelon, **Eldaveldo etc.), sondern nur in den Bedeutungserklärungen. Deshalb finde ich es fragwürdig, dass z.B. der "Beschützer" *-varno sein muss anstatt einfach -var. Solche Suffixe scheint es bei Tolkien wohl eher bei Wörtern zu geben, die aus einzelnen Adjektiven abgeleitet sind: Ancalimon, Ancalime, Sauron etc. und dienen in Quenya noch nebenbei der Geschlechterunterscheidung.